Jukebox

Musik im schrillen Kaleidoskop-Effekt

Janine Rostron ist ein Multitalent: Sie ist Videokünstlerin, Musikerin, Sängerin und Labelchefin. Mit Vielschichtigkeiten spielt die britische Künstlerin auch in ihren Videos – zwei gleiche Gesichtshälften verschmelzen da zu einem ganzen, doppelköpfige Frauen und vieräugige Gesichter wachsen da ineinander und ergeben die schrillsten Kaleidoskop-Effekte. Hervor kommen dabei aber nicht nur schöne Muster, sondern auch seltsam verwachsene Gestalten.

Zu Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn hat sich die Absolventin der Sheffield Art School auf Videoarbeiten konzentriert. Irgendwann schlug ihr eine Galeristin dann vor, ihre Arbeiten live mit Gesang zu begleiten. Das passte Janine Rostron so gut, dass sie als Planningtorock im Frühjahr dieses Jahres ihr erstes Album herausgebracht hat.

Bei ihren Konzerten lässt die Wahlberlinerin im Hintergrund die Videos laufen und singt und performt davor. Meist tritt sie in weißen Pluderhosen und Blusen auf und setzt abwechselnd bizarre Masken und Hutgebilde auf ihren Kopf. Es kann schon passieren, dass sie dabei noch einen Stock mit Plastikgehirn über sich schwingt. Immer wieder durchfahren ihren Körper dabei wilde Zuckungen. Dass Janine Rostron genau weiß, was sie macht und will, sieht man nicht nur ihren Performances an, sondern erfährt man auch ganz ohne Umschweife: In ihrem Stück „Changes“ singt Rostron in einer glasklar gefilterten Stimme, die von Uptempo-Beats gepeitscht wird, dass sie bekommen wird, was sie braucht.

Janine Rostron sieht sich als Gesamtkünstlerin und legt Wert darauf, Sachen aus einem Guss zu machen. Ihr Gesamtkonzept und ihre Performance, die alle Einordnungsversuche in Gender- und Musikschubladen unmöglich machen, übertreffen dabei die Darbietungen von Musiker-Kollegin Peaches. Mit der kanadischen Sängerin war Planningtorock als Vorband diesen Herbst auf Tour. Auch mit den Goldenen Zitronen tourt sie gerade durch Deutschland und Österreich. Heute ist Station in Berlin. Andrea Edlinger