kurzkritik: „ritual kanibalski de luxe“, kampnagel
: Schrille Freak-Show

Kaum ist das Gammelfleisch verdaut, kommt Trash und Artentertainerin Mariola Brillowska mit einem noch unappetitlicheren Thema um die Ecke. In der Performance „Ritual Kanibalski De Luxe“ haben ihre Protagonisten Menschen zum Fressen gerne. Wortwörtlich. „Willkommen zur ersten Internationalen Versammlung der anonymen Kannibalen. Wir essen Menschenfleisch und bekennen uns dazu“, raunzt ein maskierter Teufel im körperbetonten Kostüm ins Mikro. Kostprobe gefällig? Ein Kannibale hat Heißhunger auf glatt rasierte Beine, eine andere Bekennerin verspeist ihre Beischläfer, eine dritte liebt kleine Kinder – selbst gezüchtet, Marke unten gebären, oben verzehren. Nachdem sie über ihre Vorlieben geplaudert haben, zelebrieren die Gleichgesinnten das „reinigende Ritual des kollektiven Nasenblutens“ – soweit eine Episode aus dem Stück, das am Mittwoch auf Kampnagel uraufgeführt wurde. Ein Mix aus Tanz, Gesang, Puppenspiel und Animationsfilmprojektionen, dessen Inspirationsquelle die Geschichte des Kannibalen von Rotenburg ist.

Insgesamt gut inszeniert, aber schwer verdaulich, was die in Polen geborene Künstlerin ihrem Publikum auftischt. Da nützt es auch nix, dass das opulente Performance-Menü in kleinen Story-Häppchen daherkommt. Die Revue liegt schwer im Magen, trotz perfekt gesetzter Pointen und Slapstickeinlagen. Ein Abend für schlaflose Nächte. SÖRRE WIECK

nächste Vorstellungen: 6., 7., 8., 12., 13. u. 14. 10., 20 Uhr, Kampnagel