Ballaffiner Strippenzieher

Theo Zwanziger will sein Bestes geben, auch in den kommenden drei Jahren, die er an der Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) verbringen wird. Das versprach er seinem Wahlvolk. Die Delegierten haben den 65-jährigen Sportpolitiker erneut zum Präsidenten des mitgliederstärksten Sportverbandes der Welt gewählt. Es ging zu wie bei der Kür von Erich Honecker zum DDR-Staatsratsvorsitzenden: Es gab keinen Gegenkandidaten und keine einzige Gegenstimme beim DFB-Bundestag in Essen.

Was die beiden Herren noch verbindet, ist der Machtanspruch. Theo Zwanziger mag zwar die Aura eines liebenswürdigen Pastors verströmen, doch hinter der Fassade des netten Herrn verbirgt sich ein gewiefter Stratege und Strippenzieher. In den vergangenen Monaten hatte der gelernte Jurist allerdings die Fäden, die seine Untergebenen in die gewünschte Richtung führen sollten, gelegentlich aus den Händen verloren. Erst tanzte ihm ein Journalist frech auf der Nase herum und zieh ihn einen Demagogen. Dann legte er sich mit dem Liebling der Nation, Jogi Löw, an und wollte dessen Vertrag nicht verlängen. Nach der erfolgreichen WM in Südafrika konnte Zwanziger freilich nicht anders, als der Löw-Truppe den roten Teppich auszurollen.

Es kam nicht von ungefähr, dass Zwanziger in jener Zeit Amtsmüdigkeit vortäuschte. Dem verheirateten Vater zweier Söhne ging es darum, das Maß seiner aktuellen Wertschätzung zu erfassen. Trotz schlechter Presse und Abgesängen kamen Schulterklopfer und motivierten ihn zu einer weiteren Kandidatur. Zwanzigers kokettes Zaudern hatte funktioniert. Überraschend schnell war der ehemalige CDU-Politiker wieder von seiner Unersetzbarkeit überzeugt. Außerdem gibt es ja im kommenden Jahr wunderschöne Termine, auf denen man sich an der Seite der Berliner Politiker zeigen kann – die Fußballweltmeisterschaft der Frauen im eigenen Land zum Beispiel. Dass der Verband auch mit Problemen zu kämpfen hat, mit korrupten Schiedsrichtern, verschobenen Spielen und Gewalt, verheimlicht Zwanziger nicht. „Das Amt ist schön, es ist faszinierend, es ist aber auch nicht einfach“, sagte Zwanziger. Wer wüsste das besser als er selbst. MARKUS VÖLKER