Christian Buss Der Wochenendkrimi
: Ermüdender Energy-Drink

Es gibt Momente, da beneidet man „Tatort“-Drehbuchautoren nicht um ihren Job. Etwa wenn die pädagogischen Ansprüche der ARD-Programmgewaltigen mit redaktionellen Personalfragen in Einklang gebracht werden müssen. So war es wohl auch bei diesem Krimi, der fürchterlich bemüht daherkommt, obwohl er doch vom Autorendoppel Christoph Silber und Thorsten Wettke (in Kooperation mit Kai Hafemeister) geschrieben wurde, das mit der Entwicklung des Hamburg-„Tatort“ um Undercoverermittler Batu bewiesen hat, wie sich große Themen mit hochtourigem Erzählen verbinden lassen.

Für das Kieler Revier war man nun angehalten, einen Stoff auszuarbeiten, mit dem sich einerseits die ARD-Themenwoche „Ernährung“ eröffnen lässt, mit dem andererseits aber auch der vom Fernsehen sträflich vernachlässigte Schauspielerin Sibel Kekilli („Die Fremde“) mit einer durchgehenden Rolle ein würdiger Einstieg ins Fernsehkrimi-Metier verschafft wird.

Doch kreist der Plot (Regie: Florian Froschmayer) ermüdend um einen Energy-Drink, der mit 40-mal so viel Farbstoff E 102 versetzt ist wie erlaubt und deshalb einem Allergiker das Leben kostet. Das ermöglicht zwar Exkurse in EU-Nahrungsmittelrichtlinien, bringt die Handlung aber nicht voran. Und für Kekilli ist den Machern nichts anderes eingefallen, als sie als ewig lächelnde Biohofbesitzerin Sarah Brandt dem Muffel Borowski (Axel Milberg) fleischlose Suppen reichen zu lassen. Was das Ökomäuschen befähigt, einen festen Part zu übernehmen, bleibt offen.

Da passt es ins Bild, dass Kekilli im nächsten Kieler „Tatort“ gar nicht erst auftaucht. Der wurde nämlich gerade nach einer Idee von Henning Mankell gedreht, worauf die ARD-Granden fürchterlich stolz sind – obwohl der Mankell-Overkill im eigenen Programm doch zeigt, dass der gute schwedische Buchautor nur ein mediokrer TV-Autor ist.

Kiel-„Tatort“: „Borowski und eine Frage von reinem Geschmack“, So., 20.15 Uhr, ARD