das wirken des inders apu nahasapeemapetilon bei den simpsons von JÜRGEN ROTH
:

Eins ist sicher: Keine der nach westlichen Vorstellungen geltenden Erkenntnisse über die Welt darf in Indien als gesichert gelten. Inder haben ja nicht einmal einen aussprechbaren Namen. Das gilt auch für die Fernsehwirklichkeit und die kleine Zeichentrickstadt Springfield, wo im Dunstkreis der Familie Simpson Apu Nahasapeemapetilon lebt und wirkt. „Apu Nahasapeemapetilon“, schreibt Heiko Jansen in seiner Internetgalerie „Helden der Popkultur“, „gehört wahrscheinlich zu den bekanntesten indischen Personen – eine ähnliche Popularität hat höchstens noch Mahatma Gandhi.“

Der Mittvierziger Apu Nahasapeemapetilon, ein promovierter Informatiker und Vater von Achtlingen, ist Inhaber des Springfielder Kwik-E-Marts, eines sagenhaften Supermarktes, in dem es saustarke Squishees, erstklassig gereifte Hot Dogs, bombige Käsekracher und andere Spezereien aus dem Fundus der US-amerikanischen Leckereienindustrie zu kaufen gibt.

Apu reiste einst „als der Klügste von sieben Millionen Indern in die USA“, seither erträgt er die Unbill des amerikanischen Alltagsfaschismus mit Selbstachtung und Sanftmut. Stolz zeigt er die unzähligen Schussverletzungen vor, die er bei Überfällen auf sein First-class-Etablissement erlitten hat, und einen seiner sechs Söhne lehrte er umsichtig den Gebrauch von Schnellfeuerwaffen. Sollte der barmherzige Apu, dessen Gestaltung der Preise in jederlei Hinsicht superlativisch genannt werden darf, mal wieder bewusstlos am Boden liegen, weil sich irgendein amerikanischer Alltagsfaschist mit Hilfe eines Peace-Makers kostenlosen Zugang zu Schokoriegeln und verrotteten Wurstwaren verschafft hat, erhält derjenige Kunde, der die Polizei herbeiruft, eine frittierte Essiggurke gratis.

Integration mit Würde und Weitsicht – so ließe sich Apu Nahasapeemapetilons genuin indisch-windige Lebensphilosophie zusammenfassen. „Der Asiate weiß, woher der Wind pfeift“, lobt eine Figur von Gerhard Polt die Anpassungsbereitschaft derer aus dem Morgenland, und der österreichische Standard pries kürzlich Apus „indische Höflichkeit, in die sich nur selten gerechter Zorn mischt“.

Dass dieser unglaubliche Halsabschneider, der Haltbarkeitsetiketten überklebt und Gammelfleisch zur Spitzenware umwidmet, auch mal Buße tun muss, führt die Folge „Apu der Inder“ vor. Homer, der treuste Kunde des sieben Tage die Woche 24 Stunden lang rechtschaffen in seinem Laden herumstehenden Musterinders, erleidet durch Zufuhr von Rotzfleisch eine schwere Lebensmittelvergiftung. Apu wird gefeuert, bietet sich bei den Simpsons als Diener an, und schließlich reisen er und Homer nach Indien, um beim Kwik-E-Generaldirektor Apus Wiedereinstellung zu erwirken:

„Kwik-E-Generaldirektor: ‚Jetzt dürft ihr mir drei Fragen stellen‘. Apu: ‚Das ist mehr als genug, ich habe nämlich nur eine‘. Homer: ‚Sind Sie wirklich der Boss des Kwik-E-Marts?‘ Generaldirektor: ‚Ja.‘ Homer: ‚Wirklich?‘ Generaldirektor: ‚Ja.‘ Homer: ‚Sie?‘ Generaldirektor: ‚Ja. Ich hoffe, die Erleuchtung ist über euch gekommen.‘ Apu: ‚Aber …‘ Generaldirektor: ‚Danke, kommt wieder!‘“

Ich würde sagen, damit wäre die Überlegenheit der westlichen Logik neuerlich erwiesen.