Süssmuth stärkt Präsident Wulff

INTEGRATION Die frühere Bundestagspräsidentin kritisiert im taz-Interview die Debatte als „rückwärtsgewandt“: „Wir sind eine multikulturelle Gesellschaft“

BERLIN epd/taz | Die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) warnt die Union davor, in der aktuellen Integrationsdebatte die Zukunft zu verspielen. „Wir sind eine multikulturelle Gesellschaft“, sagte sie der taz. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte jüngst Multikulti für gescheitert erklärt.

Unterdessen hat Bundespräsident Christian Wulff (CDU) für seine Rede vor dem türkischen Parlament in Ankara breite Zustimmung erfahren – auch aus der eigenen Partei. Wulff habe deutlich gemacht, „dass Integration zu den großen gesellschaftspolitischen Aufgaben gehört“, sagte Bundesbildungsministerin Annette Schavan am Mittwoch in Berlin. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland lobte Wulff für seine „klug gewählten“ Worte. In einem gemeinsamen Appell forderten die SPD-Ministerpräsidenten die Union am Mittwoch auf, zu einer sachlichen Debatte zurückzukehren.

Im Gespräch mit der taz kritisierte Süssmuth die Diskussion um vermeintliche Integrationsverweigerer als „rückwärtsgewandt“: „Man kann nichts Schädlicheres tun, als bestimmte Migrantengruppen zu diffamieren und für die Zukunft auszugrenzen“, sagte sie.

Süssmuth plädierte für eine Reform des Zuwanderungsgesetzes nach kanadischem Vorbild: „Wir brauchen nach wie vor eine gesteuerte Zuwanderung nach Berufsqualifikation, Sprachkenntnissen und Beziehung zu unserem Land.“ Als Vorsitzende einer Zuwanderungskommission der Regierung Schröder hatte Süssmuth 2001 erfolglos ein derartiges Punktesystem vorgeschlagen. In der kommenden Woche will sich das Bundeskabinett mit dem Thema befassen.

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