Karrierist par excellence

Von Manuel Valls sagt dessen Exsekretär, er sei „Speedy Gonzalez“ und habe keine Zeit zu verlieren. Das war schon so, als er elf Jahre Bürgermeister des Pariser Vororts Évry war und von dort aus seine Karriere begann. Das war auch so, als er 1997 Berater des sozialistischen Premiers wurde und später Sprecher der Präsidentschaftskampagne von Staatschefs François Hollande.

Das Innenministerium, das er bis jetzt innehatte, war der Wunschjob dieses Ordnungs- und Sicherheitsfanatikers, aber nur eine Etappe. Seit Monaten schon hoffte er auf die Beförderung zum Premierminister. Valls hatte sich 2011 sogar um die sozialistische Präsidentschaftskandidatur beworben. Aufgegeben hat er diese Pläbne nicht.

Manuel Valls kam 1962 als Katalane in Barcelona auf die Welt. Sein Vater und seine aus dem Tessin stammende Mutter waren vor dem Franco-Regime nach Frankreich geflüchtet. Er selber wurde, wie er gern unterstreicht, aus Überzeugung und Wunsch 1982 Franzose durch Einbürgerung. Schon mit 17 war er als Sympathisant des gemäßigten Sozialisten Michel Rocard politisch aktiv. Beachtet wird heute in Frankreich, dass er anders als viele Berufspolitiker nicht die Eliteschulen absolviert, sondern „nur“ Geschichte studiert hat. Valls ist in zweiter Ehe seit 2010 mit einer bekannten Violinistin verheiratet.

Wenn er schon jetzt den meisten Landsleuten bekannt ist, dann nicht zuletzt weil er als „autoritärer Sozialliberaler“ aneckte: Er kritisierte die 35-Stunden-Woche, bemängelte öffentlich den Integrationswillen der Roma, lehnte das lokale Ausländerwahlrecht ab. Als 2007 Nicolas Sarkozy Präsident wurde, sah er in Valls einen Gesinnungsgenossen und bot ihm einen Ministerposten an. Das lehnte Valls empört ab, denn er hat im Gegenteil nicht nur Ambitionen, sondern auch sehr solide eigene Überzeugungen. RUDOLF BALMER