Nigerias Kaiser in der Fifa-Falle

Für nigerianische Verhältnisse ist Amos Adamu untragbar. Er wurde im November 2008 als Generaldirektor der Nationalen Sportkommission entlassen, nachdem ihm Korruption vorgeworfen worden war. Aber er blieb Präsident des Westafrikanischen Fußballverbandes und saß auch weiter im Fifa-Vorstand. In dieser Funktion soll er am 2. Dezember mitentscheiden, welches Land die Fußball-WM 2018 austragen darf. Und in dieser Funktion ist er jetzt in eine klassische journalistische Falle getappt.

Britische Reporter der Sunday Times, die sich als US-Geschäftsleute ausgaben, boten Adamu in einem Kairoer Hotel 800.000 US-Dollar in zwei Raten, sollte er den USA den Vorzug vor England als WM-Gastgeber 2018 geben. Die „Spende für Kunstrasen“ solle an ihn persönlich gehen. Was Adamu nicht wusste: Das Treffen wurde heimlich gefilmt. „World Cup Votes For Sale“, titelte die Sunday Times in ihrer jüngsten Ausgabe. Adamu war keineswegs das einzige Fifa-Vorstandsmitglied, das auf die Journalisten hereinfiel, aber wohl der professionellste: Er wies seine mutmaßlichen Geschäftspartnern direkt nach dem Gespräch per E-Mail darauf hin, dass Stimmenkauf den Fifa-Regeln widerspreche – damit war er selbst scheinbar aus dem Schneider. Und als die Sunday Times ihn mit den Vorwürfen konfrontierte, sagte er, er habe keine Zusagen gemacht.

Man nimmt ihm gern ab, dass er Geld kassiert und dann trotzdem seine Stimme anders abgegeben hätte. Adamu begann seine Karriere als Sportlehrer, wurde 1992 Geschäftsführer des nigerianischen Fußballverbands und richtete 1999 die Jugend-Fußball-WM in Nigeria aus. Adamu sei der reichste Beamte Nigerias und habe schon früher viel Geld gestohlen, heißt es in einem Internetforum; er besitze eine Luxusvilla an einem der teuersten Strände der Metropole Lagos. „Er hat den ruinösen Niedergang des nigerianischen Sports in den letzten zwei Jahrzehnten zu verantworten, aber manche Leute da oben denken immer noch, er sei der beste und einzige Mensch, der Nigerias Sport leiten kann“, schreibt der nigerianische Journalist Akintokunbo Adejumo.

Am Mittwoch muss sich Adamu vor einem Fifa-Ethikausschuss verantworten.

DOMINIC JOHNSON