DIE ZAHL
: Die 5-%-Front

Am Sonntag läuft die entscheidende zweite Runde der französischen Kommunalwahlen. Spannend ist, ob der rechtspopulistischen Front National (FN) mit ihrer Vorsitzenden Marine Le Pen der Einzug in weitere Bürgermeisterämter gelingt. Der Front tritt in 600 von 36.000 Dörfern und Städten an. In 17 Kommunen ist er schon stärkste Kraft.

Die Linke redete sich die hohen Wahlergebnisse der extremen Rechten anfangs noch mit der niedrigen Wahlbeteiligung schön: Da vor allem die mit ihrer Regierung unzufriedenen linken Wähler zu Hause geblieben seien, erschienen die Stimmen der Rechten prozentual stärker.

Genauer betrachtet, sieht es aber ein wenig anders aus: 36,5 Prozent der Wähler blieben vor einer Woche zu Hause. Im Jahr 2008 lag die Beteiligung zwar höher. Aber auch da betrieben schon 33,5 Prozent „l’abstention“, wie die Wahlenthaltung auf Französisch heißt. Drei Prozentpunkte mehr Abstinenzler können aber die Verfünffachung der Stimmen für die FN auf knapp 5 Prozent nicht erklären.

Eine bessere Analyse ist die, dass der FN 2008 finanziell und politisch schlecht dastand und in weit weniger Gemeinden überhaupt antrat. Außerdem profitiert er von der Wirtschaftskrise und der Uneinigkeit der anderen Parteien. Beispielsweise weigert sich die frühere gaullistische Regierungspartei UMP, sich in den Stichwahlen mit der moderat linken Partie socialiste (PS) von Präsident Hollande auf einen Kandidaten zu einigen. So treten in der Stichwahl wieder viele verschiedene Kandiaten an – und diese Zersplitterung erhöht die Chancen für den Front National in den Orten, wo er die stärkste Kraft in der ersten Wahlrunde war. REINER METZGER