Unfall auf hoher Spree

SCHLEUSE GERAMMT

Die Touristen auf den Ausflugsdampfern könnten zum Sight- seeing problemlos auf Busse umsteigen

Eine der meistbefahrenen Schleusen der Republik ist kaputt: Vor einer Woche ist ein Güterschiff gegen ein Tor der Mühlendammschleuse an der Museumsinsel gedonnert. Der Kapitän sagt, das Schiff habe sich wegen eines technischen Defekts nicht bremsen lassen. Das Tor ist jedenfalls Schrott und muss ersetzt werden. Das kostet voraussichtlich 1,5 Millionen Euro und dauert ein halbes Jahr.

Zum Glück handelt sich bei der Mühlendammschleuse genau genommen um zwei parallele Schleusen direkt nebeneinander. Nur die eine ist kaputt, die andere kann weiter benutzt werden. Jedenfalls halbiert sich die Kapazität, und alles dauert etwas länger. Noch ist das nicht schlimm, weil die Saison noch nicht begonnen hat. Aber im Sommer fahren an manchen Tagen bis zu 400 Ausflugsschiffe, Lastkähne und Motorboote durch die Schleuse.

Am Mittwoch haben sich 15 Unternehmen getroffen, die ihr Geld mit Ausflugsdampferfahrten verdienen. Sie fordern jetzt, dass ihr Geschäft nicht beeinträchtigt wird. Sie schlagen vor, dass stattdessen der Kapazitätsengpass auf Kosten der Unternehmen gehen soll, die ihr Geld mit Gütertransport verdienen. Wenn mittags ein Lastschiff durch die Schleuse will, soll es dort warten, bis später am Nachmittag der Ansturm der Ausflugsdampfer vorbei ist.

Aus Sicht der Ausflugsdampferfahrer ist das natürlich die beste Lösung, aber volkswirtschaftlich ist es Quatsch. Denn die Güter in den Schiffen können nicht so einfach in Lkw oder Tankwagen umgeladen werden. Die Touristen auf den Ausflugsdampfern dagegen könnten zum Sightseeing problemlos auf Busse umsteigen. Der Umsatz, der den Reedern verloren geht, flösse dann an die Busunternehmen – und bliebe der Stadt somit erhalten. Und vom Oberdeck eines Doppeldeckerbusses aus hat man sowieso eine viel bessere Aussicht als vom Schiff.SEBASTIAN HEISER