Intendant gegen Immobilienhai

THEATER-RAUSWURF

Kloster Blankenburg bei Oldenburg ist ein Ort der Abschottung. Diese Feststellung bezieht sich nicht nur auf das mittelalterliche Mönchsleben, das später dort angesiedelte „Pestlager“, das neuzeitliche „Siechen- und Irrenhaus für Wahnwitzige, Tolle und Rasende“ – oder das bis 2008 in der großen Anlage untergebrachte Asylbewerberheim, sondern auch auf die Gegenwart: Oldenburgs Staatstheater darf weder die Gebäude noch das weitläufige Außengelände des ehemaligen Klosters nutzen, um sein „musikalisch-dokumentarisches“ Stück „Blankenburg“ aufzuführen.

Dabei bietet die ehemalige Dominikaner-Abtei reichlich Platz für theatrale Auseinandersetzungen mit dem finsteren Genius Loci: Sie steht größtenteils leer. Besitzer ist allerdings die TAG Gewerbeimmobilien GmbH. Und da „TAG“ keineswegs mehr, wie bei der Gründung 1882, für eine harmlose Eisenbahn-Aktiengesellschaft am Tegernsee steht, ist das ein kaltschnäuziger Interessenswahrer. Theater im zu verkaufenden Objekt? Nö. Ungeachtet früherer Zusagen.

Chef der MDax-notierten TAG, die ihre bayerischen Eisenbahnwurzeln radikal gekappt hat und mittlerweile in der Hamburger Speicherstadt residiert, ist Rolf Elgeti – über den man auch mal ein Theaterstück schreiben könnte. Der „Posterboy der Immobilienszene“, wie die Welt den 36-Jährigen nennt, gilt selbst nach Maßstäben seiner eigenen Szene als mit allen Wassern gewaschener, rücksichtsloser Hund. Insofern wirft der Oldenburger Generalintendant Markus Müller einem nicht zu unterschätzenden Gegner den Fehdehandschuh hin, wenn er sich nun vehement gegen den überraschenden Platzverweis zur Wehr setzen will. Allerdings ist die Alternative auch allzu öd: eine Premiere von „Blankenburg“ im staatstheatereigenen Probezentrum.  HB