Steilmann gerettet

Italienischer Konzern übernimmt Bochumer Textilfirma – und kündigt Entlassungen an. Land gibt Investitionshilfe

BOCHUM dpa ■ Mit dem Einstieg des italienischen Handelsdienstleisters Miro Radici ist die Rettung des angeschlagenen Bochumer Textilunternehmen Steilmann nun perfekt. Nach einem fünftägigen Verhandlungsmarathon hatte der Investor am Montagabend die Verträge für die Übernahme des Konzerns unterzeichnet.

Noch Mitte vergangener Woche hatte Geschäftsführerin Ute Steilmann überraschend eine Insolvenz des Unternehmens angekündigt und die Verhandlungen mit Investoren für gescheitert erklärt. Am selben Tag waren die Gespräche jedoch wieder aufgenommen worden.

Der Chef der deutschen Miro-Radici-Niederlassung, Michele Puller, kündigte unterdessen im WDR die Streichung von 100 bis 120 Arbeitsplätzen an. Damit wäre etwa jede vierte der noch rund 460 in Deutschland verbliebenen Stellen bedroht. Auch betriebsbedingte Kündigungen seien dabei nicht ausgeschlossen, hieß es. Nach dem Einstieg von Miro Radici werde Steilmann innerhalb von zwei Jahren wieder schwarze Zahlen schreiben, so Puller.

„Ich bin hoch erfreut, dass damit die Traditionsmarke erhalten bleibt“, sagte gestern NRW- Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU). Nach Angaben eines Ministeriumssprechers will die Landesregierung die Investition fördern. Nach der 100-prozentigen Übernahme der Bochumer Familienfirma durch den italienischen Mischkonzern werde der Name Steilmann weitergeführt, hieß es.

Das 1958 von Klaus Steilmann gegründete Unternehmen war bereits vor rund zehn Jahren durch fallende Textilpreise im Zuge einer zunehmenden Globalisierung in die Krise geraten. Dabei hatte Steilmann vor allem im Geschäft mit den Discountern wie Lidl und Aldi rote Zahlen geschrieben.