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: Flexibel bis zur Rente

Themenabend „Ewig Praktikant“, ab 20.40 Uhr, Arte

Florian Lamp hat alles gemacht, was Politiker, Lehrer und Eltern stets predigen: schnelles Studium, Einserexamen, Auslandserfahrung. Doch kein – bezahlter – Job ist in Sicht. Er hangelt sich von einem Praktikum zum nächsten. Dann der Erfolg: Ein Arbeitsvertrag winkt. Doch das Angebot wird zurückgezogen.

Die „Generation Praktikum“ ist ein breit diskutiertes Phänomen, dessen sich nun auch Arte in einem Themenabend annimmt. Die Doku „Ewig Praktikant“ begleitet Absolventen, die am laufenden Band Praktika machen, ohne Aussicht auf Job oder Einkommen.

Der Film zeigt, dass junge Leute viel Mobilität und Flexibilität mitbringen, dies aber nicht zu einer beruflichen Zukunft führt. Er bietet einen guten Überblick über die Situation von Berufseinsteigern. Allerdings werden Fragen nach den Ursachen nur aufgeworfen („Wollen die, die Arbeit haben, sich Konkurrenz vom Hals halten, indem sie Flexibilität fordern, die sie selbst verweigern?“) und unzureichend beantwortet. Auch die gesellschaftlichen Folgen werden nur angeschnitten. Denn Praktika, für die ein Uni-Abschluss und Berufserfahrung verlangt werden, vernichten reguläre Jobs. Und Praktikanten zeugen keine Kinder und zahlen nicht in die Sozialsysteme ein. Dennoch ist der Film von Sigrun Matthiesen sehenswert. Für die Alten, damit die über ihre Predigten nachdenken, und für die Jungen, damit sie sich endlich wehren. Denn, so Praktikant Lamp, „unsere Generation lässt sich gerne verarschen“.

Um 21.30 Uhr folgt der Film „Frankreichs Jugend erwacht“ über die Proteste gegen das Berufsanfängergesetz. In der abschließenden Gesprächsrunde kommt Uta Glaubitz zu Wort, Autorin des Buches „Generation Praktikum“. Marius MEYER