Lokale Muslim-Lobby

Nordrhein-Westfalens erster Muslim-Rat tagt in Bonn – und muss sofort Fundamentalismus-Vorwürfe abwehren

Diesmal war der Karikaturenstreit kein Brandbeschleuniger. Beschleunigt habe er allerdings die Einsicht, den Austausch zwischen den religiösen Gemeinden zu verbessern, erklärt Haluk Yildiz, Sprecher des ersten lokalen Rats der Muslime in Deutschland. Der wurde Mitte vergangener Woche in Bonn gegründet. Durch den Rat sollen vor allem die sprachlichen Hürden der neun Islam-Gemeinden in Bonn überwunden werden, die bisher ähnlich hohe Mauern zwischen den nationalen islamischen Gruppen bildeten wie die Konfessionen zwischen den Christen: „Der arabisch-sprachige Muslim geht nun mal in die arabische Moschee“, erklärt Yildiz.

Eine Plattform für die Interessen der 28.000 Muslime in der Stadt wolle der Rat sein, so Yildiz, keine „theologische Vereinigung“. Und schon das ist schwer zu verwirklichen: fünf arabische, drei türkische und eine bosnische Islam-Gemeinde wollen im Rat zusammenarbeiten. Hinzu kommen drei islamische Organisationen. Jede Einrichtung soll eine Stimme im Rat haben, damit keine von ihnen benachteiligt wird.

Trotz der sprachlichen Hürden waren gemeinsame Interessen nach ersten Gesprächen schnell gefunden. Hauptziel ist ein islamischer Religionsunterricht für muslimische SchülerInnen und die Beteiligung in städtischen Gremien.

Die schon fast obligatorischen Vermutungen fundamentalistischer Hintergründe – der WDR berichtete von drei Mitgliedern im Rat, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden – weist Betriebswirt Yildiz klar zurück. Die in Verruf geratene König-Fahd-Akademie sei nicht im Rat vertreten. Stattdessen betont Yildiz die Ideologiefreiheit seiner Organisation. Auch lose Kontakte zu den jüdischen Gemeinden vor Ort habe es bereits gegeben.

„Wir können Fehlentwicklungen nicht einfach zuschauen. Muslime müssen Vorurteile gegen sie selbst richtig stellen“, sagt Yildiz. Der kleine Konsens soll dafür besser geeignet sein als gar keiner. MORITZ SCHRÖDER