Ex-Champ wieder da

Europacupsieger TuSEM Essen siegt auch in Münster. Träume vom Comeback des Essener Handballs

ESSEN taz ■ „Wir sind wieder dabei – in Bundesliga Zwei“, heißt es auf der Internetseite von TuSEM Essen. Doch nach dem 36:25-Auswärtserfolg am Samstag in Münster können die Verantwortlichen beim Turn- und Sportverein davon träumen, die Liga schnell wieder zu verlassen.

Diese Träume reifen so langsam auf der Margarethenhöhe. Denn so finster die Zukunft schien, als der TuSEM nur wenige Wochen nach dem Europapokalsieg von 2005 die Lizenz verlor und in die Regionalliga West abstürzte, so optimistisch blickt der ganze Klub nun, nach dem souveränen Start in der 2. Liga Süd (vier Siege aus vier Spielen und die Tabellenführung) wieder nach vorn. Renommierte Handballer wie der Spanier Sergio Casanova, der Lette Evars Klesniks und der Holländer Mark Schmetz sind dem Klub schließlich erhalten geblieben. Zudem hat man sich mit dem Halblinken Eryk Kaluzinski (TSG Münster), dem Rekordtorschützen der 2. Liga Süd, und dem holländischen Nationalkeeper Gerrie Eijlers gezielt verstärkt.

„Der Aufstieg muss unser Ziel sein“, sagt Kreisläufer und Ex-Nationalspieler Mark Dragunski. Dass die einst maladen Finanzen konsolidiert sind, belegen auch die Äußerungen der Verantwortlichen. „Ehrlich gesagt: ja“, antwortet Geschäftsführer Horst-Gerhard Edelmeier auf die Frage, ob TuSEM denn überhaupt aufsteigen wolle. „Auf keinen Fall werde ich mich vor den letzten Spielen vor die Mannschaft stellen und sagen: Nun verliert mal.“

Etwas vorsichtiger formuliert es Jens Wachowitz. „Wir wollen kontinuierlich und seriös arbeiten“, sagt der Prokurist. Finanzielle Stunts, wie es sie einst unter dem Patriarchen Klaus Schorn gab, will man tunlichst vermeiden. Die Klubverantwortlichen sind dankbar dafür, dass mit den Stadtwerken Essen, der Sparkasse und dem Energieversorger RWE wichtige Sponsoren erhalten geblieben sind. „Dieses Engagement ist nicht selbstverständlich“, sagt Edelmeier.

Zu Schorn, der sich, wie es heißt, mit Strafanzeigen gegen den damaligen Sponsor Weinerplan beschäftigt, hat der Klub wenig Kontakt. „Seit dem Lizenzentzug war er bei keinem Handballspiel mehr“, sagte vor Saisonbeginn Wachowitz, jahrelang Adlatus des Essener Handball-Patrons, der in den 80er Jahren den Aufstieg des Klubs an die Spitze personifizierte, „er hat keine Funktion mehr im Lizenzhandball, keine Macht“. Als Ehrenpräsident im Gesamtverein habe Schorn nur noch eine „repräsentative Aufgabe“. Die Geschäftsstelle, die Schorn früher von seinen Privaträumen aus regierte, ist auf die Margarethenhöhe umgezogen und verkauft dort erstmals auch Merchandising-Produkte. Beleg dafür, dass die Zeit des Alleinunterhalters vorbei ist. Eine neue Ära ist angebrochen in Essen. ERIK EGGERS