Dominikus Müller schaut sich in den Galerien von Berlin um

„Face. This is faces. They face, these faces. Face. The this of these, is this face. The face is an address. All the towards toward. Face.“ Wow! Was auf der Pressemitteilung zu Michael Deans Ausstellung steht, das sitzt – alle Zeichen hier: total verdreht, Frontalangriff auf den Sinn, nichts verstanden, macht nichts; Unten dann, im brutalistischen Berliner Betonkeller eines Altbaus in der Kreuzberger Graefestraße, in dem die Galerie Supportico Lopez residiert, geht es genauso weiter: Um eine Säule des Raumes stehen einige seltsame, ähnlich dem Text in sich selbst verdrehte Stelen aus ruppigem Material, irgendwo zwischen Schiffsschraube und Basaltsäule. Vorne und hinten noch zwei Plakate, kunstvoll beiläufig zerknittert und mit dem gewissen Charme des Laissez-faire an die Wand gehängt. Auf dem einen: zwei einsame Pfosten, wie sie normalerweise Absperrbänder halten, solche eben, die am Flughafen oder irgendwo anders, eben dort, wo man anstehen muss, benutzt werden, um Menschen in Warteschlangen zu verwandeln. Ja, irgendwie kein Durchkommen durch diese Ausstellung. Also los, die Dinge auf die Füße stellen, umdrehen, auf zur anderen Seite der Stadt, nach West-Berlin, in die Grolmanstraße, ins alte Charlottenburg. Dort sitzt vor dem kleinen, feschen Ladenlokal Elgarafi der Künstler Danh Vo in der Sonne und grinst. Hinter ihm sieht man durch das Schaufenster ein wogendes Meer aus Sisal – umgedrehte kurze Besen, 2.500 Stück, um genau zu sein, immer hübsch gebündelt wie Ären auf dem Feld. Danh Vo hat sich dazu entschieden, mitten im Berliner Kunstmessenherbst tatsächlich Besen zu verkaufen. Er freut sich darüber, wie einfach und effektiv sie hergestellt sind. Er führt vor, wie gut man mit ihrer geschwungenen Rundung in die letzten Eckchen kommt. Stimmt. Dann grinst er noch mehr.

■ Michael Dean: „Faces“; bis 13. November, Di-Sa, 14–19 Uhr, Supportico Lopez, Graefestr. 9; ■ Danh Vo; bis 30. Oktober, Mo–Sa, 12–19 Uhr, Elgarafi, Grolmanstr. 46