Leichtmetall mit schweren Folgen

ALUMINIUM Das Material steckt fast überall drin. Aber die Produktion verbraucht viel Energie, und es entstehen hochgiftige Abfälle

BERLIN taz | Es ist in vielen Dingen, die unser Leben ausmachen: in Fahrrädern, Bussen, Zügen, Flugzeugen, Scannern, Solaranlagen, Getränkeverpackungen, Teelichtern – überall ist Aluminium, das auch ein wichtiger Bestandteil des Silvsterfeuerwerks ist. Dabei ist die Herstellung des Metalls, das beispielsweise Fahrzeuge leichter und damit effizienter macht, hochproblematisch – wie die Umweltkatastrophe in Ungarn wieder gezeigt hat. Denn bei der Produktion wird nicht nur extrem viel Energie verbraucht, auch die Abfallprodukte sind hochgiftig.

Die globale Nachfrage nach Aluminium ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen, vor allem durch das starke Wirtschaftswachstum in Asien. Wurden 2004 knapp 30 Millionen Tonnen Alumium aus dem Rohstoff Bauxit erzeugt, waren es 2008 schon mehr als 39 Millionen, so die Zahlen des Verbandes der deutschen Alumiumindustrie. Demgegenüber stieg im gleichen Zeitraum die Masse des Sekundäraluminiums, das aus wiederverwerteten Abfällen gewonnen wird, nur von rund 8,1 Millionen auf rund 8,8 Millionen Tonnen. Einen erheblichen Anteil des Alumiumverbrauchs in Deutschland – nach Branchenangaben bereits 17 Prozent – verursacht die Solarwirtschaft, zum Beispiel für Unterkonstruktionen für Photovoltaik-Module, Tendenz steigend.

Größere Vorkommen des Aluminiumrohstoffs Bauxit finden sich in Südfrankreich, Ungarn, Russland, Brasilien, Australien und China. Bauxit wird überwiegend im Tagebau abgebaut, was die Umwelt nachhaltig beeinträchtigt. Die Herstellung von Aluminium aus Bauxit ist extrem energieaufwändig, zudem fallen giftige Reststoffe wie die ätzende Natronlauge und Schwermetalle wie Cadmium und Blei an. Dies ist im Rotschlamm enthalten, der das Rot Eisenhydroxiden verdankt.

Dieser giftige Schlamm, der in Ungarn aus dem Becken strömte, muss in der Regel deponiert werden, wobei darauf zu achten ist, dass er nicht ausgewaschen beziehungsweise im getrockneten Zustand verwehen kann. Wegen der ökologischen Probleme bei der Alumiunproduktion drängen Umweltschützer verstärkt auf Wiederverwertung: „Der allerwichtigste Punkt ist das Recycling“, sagt Technikexperte Heribert Wefers vom Umeltverband BUND. Zudem sei es nötig, Aluminium in Bereichen zu ersetzen, in denen das möglich sei, etwa indem man auf Getränkedosen verzichte und Mehrwegsysteme bevorzuge.

Das Unglück in Ungarn sei kein Einzelfall, sondern symptomatisch für die Branche, kritisierte die Umwelt-Ratingagentur Oekom Research. „42 Prozent der von uns untersuchten Unternehmen und mehr als 50 Prozent der Bergbauunternehmen sind für schwerwiegende Umweltschäden verantwortlich“, hieß es. RICHARD ROTHER