Die USA sagen Entschuldigung

PAKISTAN Washington bedauert Angriff auf Grenztruppen mit mindestens zwei Toten. Dennoch bleibt die Grenze am Khaiberpass für Konvois der Nato vorerst geschlossen

Die Drohneneinsätze zielen im Moment besonders auf das Gebiet Nordwasiristan

VON AGNES TANDLER

DELHI taz | Es war eine außergewöhnliche Geste: „Wir entschuldigen uns in aller Form bei Pakistan und den Familien der Grenztruppen, die getötet und verletzt wurden“, erklärte die US-Botschafterin Anne Patterson in Islamabad. Vor gut einer Woche hatte ein Nato-Hubschrauber nahe der afghanischen Grenze aus Versehen einen pakistanischen Wachposten angegriffen. Mindestens zwei Soldaten starben.

Nach dem Zwischenfall schloss ein verärgertes Pakistan die Versorgungsroute für Nato-Konvois über den Khaiberpass auf unbestimmte Zeit. Damit blieb nur noch die Route über Belutschistan offen. Doch dort kam es plötzlich zu einer ganzen Anschlagserie auf Nato-Tankfahrzeuge, die den für das Militär lebenswichtigen Treibstoff nach Afghanistan liefern. Fast jeden Tag wurden Lasten in Brand gesteckt und deren Fahrer erschossen oder davongejagt. Allein am Mittwoch gab es noch einmal zwei große Überfälle.

Vor dem Grenzübergang Torkham am Khaiberpass stauen sich inzwischen tausende Fahrzeuge, die nicht nach Afghanistan durchgelassen werden. Auch wenn die Nato in Afghanistan erklärt, die Versorgung sei durch die momentanen Reibereien nicht gefährdet, ist die Öffnung der Grenze eine Priorität. Rund achtzig Prozent des Nachschubs für die westlichen Truppen am Hindukusch müssen durch Pakistan. Und ohne Treibstoff ist der Krieg in Afghanistan nicht zu führen.

Mit der Lasterkrise zeigt Pakistan den USA wirkungsvoll, dass es ohne Pakistan in Afghanistan nicht geht. Nach der offiziellen Entschuldigung der USA dürfte die Grenze vermutlich bald wieder geöffnet werden.

Es sei ein „schrecklicher Unfall“ gewesen, bedauerte US-Diplomatin Patterson den Grenzvorfall. Das ist ungewöhnlich, denn eigentlich entschuldigt sich Amerika für solche Luftschläge nicht. Seit Anfang September haben die USA eine Rekordzahl von 24 Drohnenangriffen auf pakistanischem Boden geflogen, mit denen sie angebliche Verstecke des Terrornetzwerks al-Qaida und der Taliban bombardieren. Offiziell geben die USA die Existenz solcher Luftangriffe nicht zu. Die Drohneneinsätze zielen im Moment besonders auf das Gebiet Nordwasiristan an der afghanischen Grenze, wo das pakistanische Militär nicht kämpfen will.

Ein jüngst veröffentlichter Bericht des Weißen Hauses in Washington für den US-Kongress beschuldigt erneut Pakistan, den „direkten Konflikt“ mit al-Qaida und den Taliban zu vermeiden. Weil die USA jedoch die militanten Kämpfer in ihrem Rückzugsgebiet in Pakistan schwächen wollen, bleibt ihnen kaum eine andere Option, als die Luftangriffe auszuweiten.