Ein Lob den Gutmenschen

Der taz-Panter-Preis wurde in diesem Jahr im Anschluss an die Genossenschaftsversammlung verliehen. Dank der LeserInnen-Spenden sogar dreimal

VON MARTIN REICHERT

Die diesjährige Panter-Preisverleihung wurde von einer Frau eröffnet, die laut Moderator Jörg Thadeusz alles in ihrem Leben falsch gemacht hat – zumindest wenn es nach Eva Herman ginge: taz-Chefredakteurin Bascha Mika brachte vor den im Kreuzberger Umspannwerk versammelten GenossInnen und Gästen ein Lob auf jene Menschen aus, die so gerne politisch diskreditiert werden: „Der Gutmensch ist ein unausrottbares Übel und wir ehren ihn – den Helden des Alltags“, sagte sie.

Gleich drei Panter-Preise wurden in diesem Jahr vergeben: Zum einen, weil sich die Jury – Mitglied Thees Uhlmann von Tomte war mit der Gitarre gekommen – nicht auf einen Kandidaten einigen konnte. Zum anderen, weil es wegen der LeserInnen-Spenden möglich war. Dank dieser rund 16.000 Euro konnten Bascha Mika und Jury-Mitglied Philipp Gessler, taz-Schwerpunkt-Redakteur, den Nominierten weit mehr als nur Blumen überreichen: Iris Biesewinkel, Martin Ahrberg, Nanning Honsel, Frieder Alberth, Florian Pfaff und Stefanie Christmann gingen nicht mit leeren Händen nach Hause.

Die taz-Vorständin Beate Willms, Wirtschaft/Ökologie-Redakteurin, hätte der Leserpreisträgerin Sabine Ball fast ein christliches Lied gesungen, „Laudato si“ des heiligen Franz. Leider konnte die 80-jährige Christin, die sich mit ihrem Verein „Stoffwechsel“ um Kinder von Alkoholikern kümmert, den Preis aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst entgegennehmen – ihr Vertreter Johannes Oßwald bedankte sich für das Preisgeld zur rechten Zeit: Der Vereinsbus ist kaputt.

Als Mitglied der Jury nahm die Schauspielerin und Kabarettistin Maren Kroymann zunächst die „Charity“-Promis auf die Schippe: „Welches Anliegen steht mir am besten? Mit welchen Bedürftigen sehe ich gut aus?“ – und bat die von der Jury ausgewählten HeldInnen ins wohlverdiente Rampenlicht: „Weil sie hinschauen, wo andere wegschauen.“ Prompt war Barbara Cybard, die gegen große Widerstände den ersten Schlecker-Betriebsrat in ihrem Bezirk Südbaden gegründet hatte, die vorbereitete Rede entfallen. Doch ihre Tränen der Rührung sagten alles: „Habe ich das wirklich verdient?“ – der tosende Applaus gab ihr die Antwort.

Um Worte keineswegs verlegen war der zweite Jury-Preisträger Benny Adrion. Er engagiert sich mit seinem Verein „Viva con agua“ für sauberes Trinkwasser auf Kuba. Die Eloquenz des optisch zum jungen Che Guevara mit Bart mutierten Aktivisten bekräftigte das Votum der Jury, die ihn laut Maren Kroymann ausgewählt hatte, „weil er ein Fußballer ist, der ausnahmsweise etwas in der Birne hat – und außerdem süß und sexy ist.“ Adrion ist wegen einer Verletzung mittlerweile Ex-Fußballer. So kann er sich voll und ganz seinem Verein „Viva con agua“ widmen – und auch sein Ex-Verein FC St. Pauli wurde gutmenschlich: „Viva con agua“ wurde nun auch offiziell Teil der St.-Pauli-Öffentlichkeitsarbeit: „Gut, dass auch der Sport Verantwortung zeigt“, sagte Adrion.