Die Unnachgiebige

Barbara Cybard, 47, ist kämpferisch. Gegen alle Widerstände hatsie den ersten Schlecker-Betriebsrat in Südbaden gegründet

Eigentlich wollte sie schon mal den Koffer für die weite Reise nach Berlin packen, denn als Nominierte wäre sie auf jeden Fall zur Panter-Preisverleihung gekommen. Doch aus dem Packen wurde erst mal nichts: „Jetzt weiß ich erst mal gar nicht, was ich machen soll“, sagt ausgerechnet die unerschrockene Barbara Cybard, die gegen sämtliche Widerstände den ersten Schlecker-Betriebsrat im Bezirk Südbaden gegründet hatte.

„Ich bin platt vor Freude“, gesteht die 47-Jährige, als sie vom Panter-Gewinn hörte – und dankt für den Vorschlag, doch erst mal eine Flasche Sekt zu kaufen. Am Vorabend der Berlinreise wollten Sohn und Tochter sowieso bei ihr vorbeischauen, und nun gab es erst recht Grund zum Feiern. Schließlich möchte Barbara Cybard mit dem Preisgeld auch das Studium ihrer beiden Kinder unterstützen.

Die gelernte Einzelhandelskauffrau aus Kehl ist zwar kämpferisch, aber eben nie nur für sich allein. Es war das Schicksal einer älteren Kollegin, das sie auf den Plan rief: Die Schlecker-Geschäftsleitung hatte die ältere Mitarbeiterin mit unlauteren Methoden aus dem Job gekegelt. Das ging Barbara Cybard zu weit: Sie begann sich zu informieren, wälzte Gesetzestexte und Broschüren. Schließlich versammelte sie mehrere Kolleginnen im Keller ihres Hauses und machte allen so viel Mut, dass am Ende feststand: „Wir gründen einen Betriebsrat.“ Geschäftsführung hin oder her – so geschah es.

Mittlerweile ist Barbary Cybard freigestellte Betriebsrätin und hat ein eigenes Büro. Täglich kümmert sie sich um die Sorgen und Nöte der Angestellten. Und hat sich nun endlich mal einen Urlaub verdient. Mit einem Teil des Preisgeldes möchte sie sich einen Kurzurlaub zwischen Weihnachten und Neujahr finanzieren – allerdings nicht ohne ihre Tochter. MARTIN REICHERT