Fairwandlung mit Jungbrunnen

Die diesjährige Faire Woche setzt auf das Engagement der Jugend. Mit kreativen Ideen soll sie dem gerechten Handel zu einem zeitgemäßen Image verhelfen. Die „Botschafter“ organisieren Sportturniere, Kochduelle, Partys und „Fair Trade Points“

VON JUTTA BLUME

Wer sucht, findet fair gehandelte Produkte seit Jahren in Regalen der Supermärkte und in Bioläden. Die wichtigsten Umschlagplätze des fairen Handels, bei dem Produzenten gerechte Preise für ihre Produkte erhalten und die Ware möglichst direkt vom Erzeuger zum Verbraucher gelangt, liegen nach wie vor in den Weltläden. Dort setzen sich zumeist ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür ein, die Erzeugnisse vom Kaffee bis zum Fußball an die Verbraucher zu bringen. Oft stehen sie auch für Vorträge zur Verfügung und verbreiten so die Idee des fairen Handels weiter. In der Regel engagieren sich in diesem Bereich ältere Menschen, und so hat es sich die Faire Woche in diesem Jahr auf die Fahnen geschrieben, die Repräsentanten des fairen Handels zu verjüngen.

Jugendliche und junge Erwachsene werden nicht so sehr als Konsumenten angesprochen als als Botschafter. Die Faire Woche wird vom 18. bis zum 30. September vom Forum Fairer Handel bundesweit mit dezentralen Aktionen auf die Möglichkeiten eines gerechteren Konsums aufmerksam machen. Die Zahl der Veranstaltungen hängt davon ab, wie viele Aktive bereit sind, selbst etwas auf die Beine zu stellen. Das können ganz neue Ideen sein, es gibt aber auch eine Vielzahl von Vorschlägen, auf die zurückgegriffen werden kann. Und diese Veranstaltungsvorschläge richten sich in diesem Jahr gezielt an Jugendliche. Die neuen „Botschafter“ des Fairen Handels können Fußball- oder Volleyballturniere mit fair produzierten Bällen organisieren, Kochduelle veranstalten, in denen ohne Rezept, aber mit fairen Zutaten gegeneinander angetreten wird.

Mit Stadtrallyes machen sie auf die Orte in ihrer Stadt aufmerksam, an denen faire Produkte im Angebot sind. Schülerinnen und Schüler werden dazu angehalten, einen „Fair Trade Point“ für den Pausensnack in der Schule einzurichten. Die Gruppe der Jugendlichen ist dabei mit Menschen bis 25 recht weit gefasst. Für die Aktionen versorgt das Forum Fairer Handel die Veranstalter mit Informationsmaterial, Kochrezepten und Produktproben.

Claudia Brück, Pressesprecherin von TransFair e.V. ist überzeugt, dass über 1.000 Aktionen stattfinden werden, auch wenn der Terminkalender bis kurz vor Veranstaltungsbeginn noch ergänzt wird. Um auf die Faire Woche aufmerksam zu machen, wurden im Vorfeld die kirchlichen Jugendverbände im Forum Fairer Handel sowie Schülervertretungen und Verbandszeitschriften angesprochen.

Ob die jugendlichen Botschafter der Fairen Woche auch langfristig dabei bleiben, wird sich zeigen. Was unter fairem Handel zu verstehen ist, dürfte den meisten jungen Menschen bereits bekannt sein. „Es gibt fast kein Schulbuch mehr, in dem nichts über fairen Handel steht“, sagt Claudia Brück. Auch Referenten würden bei TransFair oft angefragt, die Aktivierung sei dann aber sehr schwierig. Da der faire Handel auf ein bewusstes Einkaufsverhalten abzielt, sind Erfolge nicht unmittelbar zu sehen, eine direkte Spendenaktion, etwa für ein Krankenhaus, zeige da eine direktere Wirkung.

Die Bemühungen um das Interesse der Jugend beschränken sich nicht auf die Faire Woche. Schon im Frühjahr schrieb die Fairhandelsgenossenschaft dwp drei Wettbewerbe aus, deren Preisträger auf der Fairen Woche vorgestellt werden. Belohnt werden der beste Werbespot, das originellste T-Shirt und das leckerste Schokoladenrezept.

Genauere Einblicke in die Abläufe des fairen Handels vermittelt der Dachverband der Weltläden mit seiner Praktikumsinitiative „FairJobbing“. Neben Praktika in Weltläden konnten hier Jobs bei Redaktionen mit Schwerpunkt fairer Handel oder in der Trendforschung vermittelt werden. Schon im Sommer veranstalteten die Weltläden eine Jugendkonferenz mit Gästen aus den Philippinen, der Dominikanischen Republik und Ecuador, die über die Arbeitsbedingungen von Bananen- und Mangobauern berichteten. Einigkeit herrschte darüber, dass die Handelspolitik der WTO und der EU sich direkt auf das Leben von Kleinbauern in aller Welt auswirken.