Ökoland in Bauernhand

BODENFONDS Um Ackerboden vor Investoren zu schützen, haben die GLS-Bank und Biobetriebe mittels eines Fonds 2.500 Hektar Land gekauft. GLS-Bank sieht den „Biobodenfonds Schorfheide“ als Modellprojekt

BERLIN taz | Teuren Ackerboden für Biolandwirtschaft sichern, das versuchen Landwirte und die ökosoziale GLS-Bank in Brandenburg. Gemeinsam initiierten sie einen Fonds, um Flächen im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin vor dem Zugriff von Investoren zu sichern. Nach zweieinhalb Jahren Vorbereitung hat der „Biobodenfonds Schorfheide“ nun 2.550 Hektar Land von der bundeseigenen Bodenverwaltung gekauft. Damit ist den Initiatoren zufolge das größte ökologische Ackerbaugebiet Europas mit etwa 12.000 Hektar gesichert – ganz ohne öffentliche Mittel.

„Nach und nach hätten wir unser Land verloren, wir mussten handeln“, sagt Biobauer Stefan Palme. Bei den 2.550 Hektar handelt es sich um Land, das einst Eigentum der DDR war und nun von der bundeseigenen Bodenverwertungs- und -verwaltungsgesellschaft (BVVG) privatisiert werden soll. Die Bauern hatten das Land gepachtet, diese Verträge liefen aus.

Zwar hätten sie zwar die Möglichkeit gehabt, Flächen zu kaufen, doch fehlte ihnen dafür das Geld. Das stellte nun der Fonds bereit; 10 Millionen Euro steuerte er zur Kaufsumme von 12,8 Millionen Euro bei, der Rest kam über Darlehen von Privatpersonen. Die Anteile sind als Genussscheine an Zeichner gegeben worden. Der Fonds war der GLS-Bank zufolge schnell überzeichnet. „Wir könnten mehr Genussscheine ausgeben, wenn wir mehr Flächen hätten“, sagt GLS-Sprecher Christof Lützel. Eine Gewinnbeteiligung erhalten die Anleger dann, wenn die Pacht erhöht wird. Dies sei aber nicht konkret geplant, so Lützel.

Die Bauern zahlen jährlich Pacht an den Fonds, und zwar 3,2 Prozent des Kaufpreises. Sie verpflichten sich, 18 Jahre lang ökologisch zu wirtschaften. Brechen sie die Vereinbarung, fliegen sie aus dem Vertrag. „Wir schaffen somit eine Gebietskulisse aus Acker- und Grünland und sichern das, was wir in den letzten Jahren aufgebaut haben“, sagt Palme. Er ist Geschäftsführer des Guts Wilmersdorf, das er seit 1996 nach ökologische Richtlinien bewirtschaftet.

Die hügelige und seenreiche Schorfheide steht unter dem Schutz der Unesco. Die Bodenpreise dort sind explodiert, seit Unternehmen dort massiv in Biogas investieren. „Es gibt verstärkt Druck aufs Land, die Investoren zahlen höhere Preise, als die Einheimischen es können“, sagt Palme. Uwe Greff, bei der GLS Bank für den Fonds zuständig, bestätigt, dass Landwirte bereits Flächen an finanzkräftige Käufer verloren hätten. Bei dem Fonds sei es darum gegangen, Kernflächen zu sichern.

Greff sieht den Biobodenfonds als Modellprojekt und kündigte an, weitere Flächen im Bundesgebiet zukaufen zu wollen – abhängig vom Einzelfall. „Wir erwerben Flächen nur dann, wenn ein konkreter Landwirt diesen Boden ökologisch bewirtschaften möchte“, sagt er.

KRISTINA PEZZEI