SPORTPLATZ
: Zeit für Ursachenforschung

DESOLAT Die Eisbären Berlin scheiden als amtierender Meister aus den Pre-Play-offs aus

Finito. Die Eisbären sind raus. Im dritten Spiel der Pre-Play-offs der Deutschen Eishockey-Liga setzte es am Freitagabend in der Arena am Ostbahnhof mit einem 2:3 die zweite Niederlage gegen den ERC Ingolstadt – das vorzeitige Saisonende für den Hauptstadtklub. Als amtierender Meister nicht einmal in die Play-offs einzuziehen, ist schlicht peinlich. Entsprechend bedröppelt schauten Spieler und Trainer nach dem Spiel drein.

„Wir sind selbst Schuld und verdient ausgeschieden“, sagte Kapitän André Rankel. „Keiner von uns hat heute seine Leistung abgerufen – auch ich nicht.“ Warum ihnen das nicht gelingen wollte, wusste er allerdings auch nicht, und sein Trainer Jeff Tomlinson wirkte ähnlich ratlos. „Uns hat die mentale Stärke gefehlt, wir haben von der ersten Minute an nervös gespielt“, versuchte er das Geschehene in Worte zu fassen. Eine wirkliche Erklärung war das auch nicht.

Erklären wird sich Tomlinson aber weiter müssen, denn trotz aller Verletzungssorgen und Widrigkeiten war es eine desolate Saison für die Eisbären. Und der Coach soll auch in der kommenden Saison Tomlinson heißen: „Man kann ihm nicht allein die Schuld geben“, erklärte Peter John Lee, Manager des gescheiterten Titelverteidigers, am Sonntagnachmittag und kündigte an, dass der Trainer bleibe. Die Diskussionen um ihn werden damit auch bleiben.

Am Freitag war Ingolstadt von Beginn anläuferisch und kämpferisch deutlich besser. Die Donaustädter ließen sich nicht dadurch aus dem Konzept bringen, dass die Gastgeber durch Florian Busch und Henry Haase im ersten Drittel gleich zweimal in Führung gingen. Die Spieler des ERC wirkten auf ganzer Linie konzentrierter und präsenter. Zwar hatten die Eisbären unterm Strich mehr Torchancen, die Gäste strahlten jedoch weitaus mehr Torgefahr aus.

Für die rund 50 mitgereisten Fans der Ingolstädter gab es nach dem Sieg kein Halten mehr, währen der Rest der 11.700 Besucher mit Schock verdauen beschäftigt war. Am Ende wurden aber auch die Eisbären gefeiert. Ihre Anhänger sind schließlich wie eine große Familie – da scheint man sehr schnell zu verzeihen.

Was jetzt folgen muss, ist die Fehleranalyse. Dabei darf es aber nicht nur um die zwei Niederlage gegen Ingolstadt gehen. Schon die gesamte Saison lief alles andere als gut. Vor allem die Offensive war eine einzige Katastrophe: ganze 28 Tore weniger als in der Vorsaison erzielte das Team in der regulären Spielzeit. Eine andere Baustelle sind die beiden Torhüter, Rob Zepp und Sebastian Elwing, die an guten Tagen klasse halten, sich aber auch immer mal wieder Schnitzer erlauben, die nicht nur Nerven, sondern auch Punkte kosten.

Es wäre einfach, jetzt mit dem Finger auf den Trainer zu zeigen. Man darf aber nicht vergessen, dass es Tomlinsons erste Saison in Berlin war und dass er in die überdimensionalen Fußstapfen von Don Jackson treten musste, unter dem die Eisbären fünf Titel geholt hatten. Gerade der Endspurt der Eisbären, der sie überhaupt erst in die Pre-Play-offs gebracht hatte, legt den Schluss nahe, dass Tomlinson im Laufe dieser Spielzeit viel gelernt hat.

Die Statistik spricht für die Berliner. 2007 kamen sie zuletzt nicht in die Play-offs – im Jahr darauf holten sie erneut den Titel und erzielten dabei mit 231 Treffern in der Hauptrunde mehr Tore als je ein Team vor ihnen in der DEL. Die Fans hätten nichts dagegen, würde sich diese Geschichte nun wiederholen. JAN TÖLVA