Überall Retter

ABSTIEGSKAMPF Während der HSV auf dem Platz um Punkte ringt, werden hinter den Kulissen Posten verteilt

Ex-Vereinsgrößen wie Holger Hieronymus und Thomas von Heesen sollen den HSV retten – nach dem Klassenerhalt

Abstiegskampf unter erschwerten Bedingungen: Während sich der Hamburger Sportverein gegen den 1. FC Nürnberg in einem Kampfspiel zu einem späten 2:1-Sieg mühte, werden im Hintergrund weiterhin munter Allianzen geschmiedet. Es geht um die geplante Ausgliederung der Profiabteilung aus dem Gesamtverein im Sommer. In der Bild-Zeitung haben deren Initiatoren während der Woche schon mal die Namen künftiger Verantwortungsträger lanciert, natürlich Ex-Vereinsgrößen: Holger Hieronymus soll demnach Clubchef werden, Thomas von Heesen sportlicher Direktor.

Bleiben darf von der derzeitigen Führung nach Vorstellung der selbst ernannten HSV-Reformer lediglich Marketingvorstand Joachim Hilke, der starke Mann, der im Hintergrund die Strippen zieht. Die Tage von Präsident Carl-Edgar Jarchow dagegen scheinen gezählt.

Zuletzt musste der mal wieder eine schlechte Nachricht verkünden: Das geplante Nachwuchsleistungszentrum am Volkspark könne nicht gebaut werden, wenn der HSV in die Zweite Bundesliga abstiege. Dafür hatte der Verein extra eine Anleihe bei seinen Fans in Höhe von 17,5 Millionen Euro aufgenommen. Aber der HSV ist finanziell offenbar so schwer angeschlagen, dass er den Großteil des Geldes bereits für Verbindlichkeiten aufgebraucht hat.

Auf dem Platz ging es eher schleppend zur Sache. Der 14. gegen den 16. – das bedeutete Kampf pur. Nürnberg hatte zunächst weniger, aber bessere Möglichkeiten. Markus Feulner traf den Außenpfosten, Hiroshi Kiyotakes abgefälschten Schuss lenkte HSV-Keeper René Adler gerade eben noch um die Ecke. Für den HSV hatte zuvor Johan Djourou Nürnbergs Schlussmann Raphael Schäfer geprüft, der auch Hakan Çalhanoğlus Schuss aus 18 Metern parierte. Zehn Minuten vor Schluss traf der Youngster dann aber doch noch – mit einer frechen Bogenlampe von der Strafraumgrenze.

Das 2:0 fiel durch ein Eigentor von Mike Frantz. Josip Drmić traf für den Club noch in der Nachspielzeit. Und José Campana hatte mit der letzten Aktion des Spiels sogar noch den Ausgleich per Freistoß auf dem Fuß, Adler fischte den Ball aber aus dem Winkel.

„Wir haben uns mit enormer Laufbereitschaft die drei Punkte verdient“, sagte Abwehrchef Heiko Westermann hinterher. Mirko Slomka hat es innerhalb kürzester Zeit geschafft, der Mannschaft zumindest den richtigen Spirit im Kampf um den Klassenverbleib zu vermitteln. Der HSV hat immerhin die Abstiegszone verlassen.

Westermann erklärte, warum es beim HSV momentan mehr Kampf als Lust ist: „Wenn du unten stehst, kriegst du nichts geschenkt.“ HSV-Trainer Mirko Slomka sah immerhin auch spielerisch einen Aufwärtstrend und sagte: „Es war unter dem Strich ein verdienter Sieg. Es war eine gute Mischung aus harter Arbeit und teilweise gelungenen Spielzügen.“  MARTIN SONNLEITNER