Die Allerunparteiischsten

Helden des Alltags (1): Warum ausgerechnet der indische UN-Soldat ein Lichtblick im trostlosen Nahen Osten ist

Bereits seit Monaten und direkt an der israelisch-libanesischen Grenze schieben statt blauer Helme blaue Turbane ihren Dienst. Es handelt sich um ein Kontingent der indischen Armee, und die hat, sicherheitshalber, Sikhs geschickt; zwei dieser Beobachter sind während der kriegerischen Auseinandersetzungen von der israelischen Artillerie verletzt worden.

Wie herzerfrischend sinnvoll ausgerechnet die Stationierung von Sikhs ist, leuchtet erst dann ein, wenn man sich dieses Pulverfass als blutig zersplitterte Schnittstelle konkurrierender Religionen vergegenwärtigt. Denn die Sikhs, beheimatet vor allem im indischen Bundesstaat Punjab, fühlen sich seit dem 15. Jahrhundert weniger ihrem Gott als vielmehr dem sozialen und spirituellen Dienst am Mitmenschen verpflichtet. Wichtig sind weniger ihre Propheten oder das Herbeten von Glaubensinhalten, sondern die Weisheit und die kritische Reflexion, die Harmonie von Wissen und Religion, die strikte Ablehnung sozial oder religiös bedingter Vorurteile – und die Gleichberechtigung der Geschlechter. Alle Frauen heißen mit Nachnamen Kaur (Prinzessin), alle Männer Singh (Löwe) – wobei uns das Foto (u.) lehrt, dass die Sikhs nicht nur überwiegend integre, sondern auch humorvolle Gestalten sind. Schade, dass es nicht mehr davon gibt. FRA