Hamas-Kommandant bei Verhaftung getötet

WESTJORDANLAND Seit dem Mord an vier Siedlern gehen Israelis und Palästinenser gegen Islamisten vor

JERUSALEM taz | Normalerweise arbeiten die israelischen und palästinensischen Sicherheitsdienste Hand in Hand bei der Jagd auf islamische Extremisten. Die Tötung von Ijad Schilbaja, so zürnte der palästinensische Regierungschef Salam Fajjad, berge jedoch die Gefahr neuer Eskalationen. Der 38-jährige Hamas-Mann war unbewaffnet gewesen, als israelische Soldaten in sein Schlafzimmer drangen, um ihn festzunehmen. Berichten der Familie zufolge wurde er in seinem Bett erschossen.

Die Soldaten rechtfertigten die Schüsse damit, der Getötete habe eine bedrohliche Bewegung gemacht. Fotos zeigen eine Tante des Toten vor einem blutbefleckten Teppich neben dem Bett. Schilbaja gehörte zu den führenden Köpfen der Brigade Issedin al-Kassam, dem militärischen Arm der Hamas.

Seit dem Tod von vier Siedlern aus Beit Hagai, die vor drei Wochen bei einer Autofahrt südlich von Hebron erschossen worden waren, nahm der palästinensische Sicherheitsdienst über einhundert Verdächtige fest. Die Hamas drohte, gegen die Sicherheitskräfte zurückzuschlagen, sollten die Verhaftungen fortgesetzt werden. „Die Hand, die bis ins Herz des Besatzers reicht, ist auch in der Lage, euch zu erwischen“, heißt es in einer Stellungnahme der Islamisten. Die Verhaftungen würden die Kämpfer nicht davon abhalten zuzuschlagen, „wo immer und wann immer sie es wollen“.

Die israelische Armee nimmt nach Auskunft von Sprecher Arie Schalikar „die verstärkten Sicherheitsmaßnahmen der Palästinensischen Autonomiebehörde sehr wohl zur Kenntnis“. Parallel unternehmen die israelischen Soldaten selbst wieder häufiger Razzien im Westjordanland. „Die Hamas hat offen zugegeben, dass die Beit-Hagai-Morde auf ihr Konto gehen“, sagt Schalikar. „Da mussten Zeichen gesetzt werden.“

Dazu gehörten auch die Luftangriffe auf den Gazastreifen, aus dem seit Anfang des Monats fast ein Dutzend Raketen abgeschossen wurden. Mehrere Palästinenser waren bei den Bombardierungen der israelischen Armee gestorben, darunter ein Großvater und ein Enkel, die offenbar versehentlich in die Schusslinie gerieten.

Der am Wochenende getötete Schilbaja stammt aus dem Flüchtlingslager Nur Schams bei Tulkarem und hatte mit den jüngsten Übergriffen der Hamas vermutlich nichts zu tun. Es handelte sich um eine „routinemäßige Verhaftung“, hieß es in einer Erklärung der Armee.

SUSANNE KNAUL