Arabisch alpin

Ski Heil in Dubai!

Draußen ist es heiß, die Luft ist feucht. Aber vor der Tür war es auch hierzulande kaum auszuhalten in dieser Juli-Woche, in der die deutsche Nationalmannschaft der alpinen Skifahrerinnen zum Training nach Dubai gekommen war. Von Klimaanlage zu Klimaanlage haben sie sich bewegt, die deutschen Wedlerinnen. Und trainiert haben sie in einer Halle, die besonders weit heruntergekühlt war. So weit, dass man Schnee darin herstellen kann. „Dubai ski“ heißt das Wintersportgebiet in Emirland. Dort gibt es echten Schnee, 400 Meter Pisten, und eine davon ist sogar so steil, dass Anfänger durchaus Respekt vor der ersten Abfahrt ihres Lebens bekommen könnten. Die deutsche Trainingsgruppe war begeistert. Die Gletscher schmelzen, die Winter in den Hochgebirgen werden fast tropisch, aber der Wintersport lebt – in der Wüste.

Schon bald könnte es die ersten Weltcup-Wettbewerbe in der Halle geben. Endlich wird es Planungssicherheit geben im Wintersport. Da muss kein Rennen mehr abgesagt werden, weil der Wind am Start zu stark bläst, die Sicht zu schlecht ist oder – was besonders schlimm ist – es gar schneit. In der Halle herrschen immer optimale Bedingungen. Und wenn nach dem Rennen ein in einen schicken Ski-Dishdash von Bogner gekleideter Scheich mit dicken Schecks wedelt, dann kann das dem Wintersport nur gut tun.

Aber der Halle in Dubai ist noch etwas gelungen, was viele Skitouristen nicht für möglich gehalten hätten. Endlich nämlich öffnet sich der Skisport allen, die mit dem penetranten Alpinlook abseits der Pisten nichts anfangen können. Es soll nämlich tatsächlich Menschen geben, die gerne Ski fahren, es aber aus medizinischen Gründen nicht dürfen. Es sind dies die bedauernswerten Kreaturen, die an einer Rustikalallergie leiden und sofort schlechte Laune bekommen, wenn sie an dunkel gebeizten Holztischen hinter Germknödeln und dem in europäischen Indoor- und Outdoor-Skiarenenen unvermeidlichen Jagertee sitzen und von einem mit lauten Beats aufgebrezelten Neuzeit-Ötzi wie Hansi Hinterseer beschallt werden.

„Ski Dubai“ ist da anders. Ein bisschen alpin kommt zwar auch die Wüstenpiste daher, vor allem wegen der verschneiten Tannen, aber der arabische Winter mit seinem Glashimmel, den Steinwänden und vor allem der riesigen Shopping-Mall am Pistenrand hat nur wenig von Almenrausch und Holdrio.ANDREAS RÜTTENAUER