Karsais Bruder will nicht Karsais Nachfolger werden

AFGHANISTAN Kajum Karsai verzichtet zugunsten von Salmai Rassul auf die Präsidentschaftskandidatur

KABUL dpa/taz | Einen Monat vor der Präsidentenwahl in Afghanistan hat sich der ältere Bruder von Amtsinhaber Hamid Karsai aus dem Rennen zurückgezogen. Kajum Karsai sagte am Donnerstag in Kabul, er unterstütze stattdessen Exaußenminister Salmai Rassul. Präsident Karsai hatte sich gegen seinen Bruder ausgesprochen. Rassul ist ein wichtiger Vertrauter des scheidenden Präsidenten. Er war früher der Büroleiter von König Mohammed Sahir Schah während dessen Exil in Rom und vertrat diesen auf der Bonner Afghanistankonferenz Ende 2001.

Karsai darf bei der Wahl am 5. April laut Verfassung nicht ein drittes Mal antreten. Jetzt sind noch zehn Kandidaten im Rennen, darunter auch Exaußenminister Abdullah Abdullah. Er war Karsai 2009 unterlegen. Karsai regiert Afghanistan seit dem Sturz des Talibanregimes Ende 2001.

Kajum Karsai verkündete seinen Rückzug auf einer Pressekonferenz mit Rassul. Dieser kündigte an, beide Wahlkampfteams würden nun kooperieren. Rassul hat zugesagt, im Fall eines Wahlsieges ein Sicherheitsabkommen mit den USA zu unterzeichnen, das Grundlage für einen internationalen Militäreinsatz nach 2014 ist. Hamid Karsai verweigert die Unterschrift, was zu einem schweren Konflikt mit den USA geführt hat.

Karsai hat bisher keinem der Kandidaten öffentlich Unterstützung zugesagt, Rassul wird aber als sein bevorzugter Bewerber gehandelt. Beide gehören der größten Volksgruppe an, den Paschtunen. Kommentatoren halten Rassul, Abdullah und Exfinanzminister Ashraf Ghani für die aussichtsreichsten Kandidaten. Rassuls Sprecher Jawed Faisal sagte am Donnerstag, man spreche auch mit anderen Kandidaten über eine Allianz. „Jeder Kandidat ist uns willkommen.“

Kajum Karsais Name wird auf den Stimmzetteln bleiben, weil die Frist für einen Rückzug der Kandidatur abgelaufen ist.

Bei einem Nato-Angriff in der östlichen Provinz Logar wurden am Donnerstag versehentlich fünf afghanische Soldaten getötet und acht weitere verwundet. Die Nato-geführte Schutztruppe Isaf bestätigte den „bedauernswerten Vorfall“. Laut dem Verteidigungsministerium in Kabul beschoss eine Drohne einen Armeeposten. Karsai äußerte erst kürzlich scharfe Kritik am internationalen Militäreinsatz.