Missbrauchsverdacht in Kinder-Kurklinik

STRAFANZEIGE Klinikbetreiber bestätigt „sexuelle Handlungen“, Vergewaltigungen habe es aber nicht gegeben

FLENSBURG dpa/afp | Die Staatsanwaltschaft Flensburg geht nach der Strafanzeige einer Mutter dem Verdacht des sexuellen Missbrauchs in einer Kureinrichtung für Kinder auf Sylt nach. Was passiert sei und wie die Vorgänge rechtlich zu bewerten seien, sei aber noch unklar, sagte eine Sprecherin. Alle möglichen Täter seien jünger als 14 Jahre und damit strafunmündig.

Nach Angaben eines Opfer-Anwalts sollen bis zu zwölf Kinder misshandelt worden sein. Bild hatte eine Mutter mit der Aussage zitiert, ihr Sohn sei von einem anderen Jungen zum Oralverkehr gezwungen worden. Dem Bericht zufolge hatten mehrere Jungen andere zu sexuellen Handlungen gezwungen.

Der Betreiber der Klinik, die Krankenkasse DAK, bestätigte „sexuelle Handlungen“ in einer Kindergruppe. Zugleich wies die DAK Berichte über angebliche Vergewaltigungen zurück. Während der abendlichen Ruhezeit hätten kleinere Gruppen von Jungen zwischen neun und zwölf Jahren offenbar „Flaschendrehen“ mit „erweiterten Doktorspielen“ kombiniert, teilte die Kasse mit. Die Vorfälle in der DAK-eigenen Fachklinik für übergewichtige Kinder und Jugendliche hatten sich demnach im Juli und August ereignet. Nachdem zwei Jungen den Betreuern von den Vorfällen berichtet hätten, sei die Klinik sofort aktiv geworden, so die DAK. Die Eltern aller Betroffenen seien informiert, Polizei und Staatsanwaltschaft eingeschaltet worden.

Opferanwalt Carsten Ernst reagierte mit Unverständnis auf die Stellungnahme. „Da wird nun alles kleingeredet“, sagte er. „Aber wer einen Analverkehr als erweitertes Doktorspiel betitelt, der hat den Sinn für die Realität verloren.“ Mindestens sieben weitere Mütter hätten angekündigt, aussagen zu wollen.