Nicht mehr Papas Tochter

Ihren ersten Auftritt hatte sie gleich nach der Geburt, als ihr Vater Francis Ford Coppola für die Taufszene im „Paten“ ein Baby brauchte

You’ve come a long way – so wird in amerikanischer Karrieresprache jemand begrüßt, der schließlich doch noch dort ankommt, wo man ihn eigentlich schon lange erwartet hat. Mit dem Gewinn des Goldenen Löwen beim Filmfest in Venedig für ihren vierten Spielfilm, „Somewhere“, scheint es Sofia Coppola mit ihren 39 Jahren endlich in die Riege der großen amerikanischen Gegenwartsregisseure geschafft zu haben.

Dabei glaubten einst alle, ihr, dem jüngsten Sprössling einer Familie aus lauter Filmarbeitern, stünde auf dem langen Weg zum Ruhm die schnellste Abkürzung offen. Ihren ersten Auftritt hatte sie gleich nach der Geburt, als Vater Francis Ford Coppola für die Taufszene im „Paten“ ein Baby brauchte. Ganz Papas Tochter, sprang sie auch brav ein, als beim dritten Teil des „Paten“ 1990 die als Mary Corleone vorgesehene Winona Ryder absagte. Es sollte ihr berühmtester Auftritt werden: Die Kritik bereitete sich mit ihr ein Schlachtfest. Der unterschwellige Vorwurf des Nepotismus verschärfte die Häme über ihren „hölzernen“ Auftritt noch. Ihre Schauspielkarriere nahm damit ein abruptes Ende.

Sofia Coppola versuchte sich in den 90ern als Modedesignerin, arbeitete als Model, fotografierte, machte Fernsehen und jobbte bei Bruder Roman im Musikvideobusiness. Alles, ohne besonders aufzufallen. Das wurde 1999 anders, als mit der Romanverfilmung „The Virgin Suicides“ ihr Regiedebüt herauskam. Mit ihrem zweiten Film, „Lost In Translation“ (2003), schrieb sie dann gleich Geschichte: Sie erhielt als erst dritte Frau überhaupt und als erste Amerikanerin eine Oscarnominierung im Regiefach, musste sich dann aber mit dem fürs beste Drehbuch zufrieden geben. Danach waren die Ansprüche an ihren nächsten Film, „Marie Antoinette“, so groß, dass die Enttäuschung vielleicht programmiert war. In Cannes 2006 wurde der Film von der Kritik regelrecht vernichtet.

Von heute aus gesehen, ergibt alles noch mal anders Sinn: Das Auf und Ab von großen Erwartungen und unerwarteten Enttäuschungen ihres Lebens als „Goldene Tochter in Hollywood“ hat sie auf wunderbare Weise in ihrem neuen Film verarbeitet. In präzisen Beobachtungen schildert sie in „Somewhere“ die unerträgliche Leichtigkeit des Schauspielerdaseins.

BARBARA SCHWEIZERHOF