„Geklaute Ideen sind die besten Ideen“

Heute wird in Elmshorn bei Hamburg zum 27. Mal der renommierte Deutsche Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung verliehen. Doch wofür steht die Auszeichnung? Ein Anruf bei Jurymitglied Erwin Lutz

taz: Herr Lutz, was wäre der Lokaljournalismus ohne den Konrad-Adenauer- Preis?

Erwin Lutz: Sicher führt der Deutsche Lokaljournalistenpreis dazu, dass sich die Qualität in den Lokalredaktionen deutlich erhöht hat. Man merkt immer wieder, wie viele Redaktionen auf diesen Preis hinarbeiten, mit zum Teil fantastischen Stücken. Das ist nicht nur in den kleinen Redaktionen in Friesland oder im Allgäu so, sondern auch bei den Großen, bei der Süddeutschen Zeitung, dem Hamburger Abendblatt, den Berliner Zeitungen. Für uns in der Jury ist die Auswahl verdammt schwer. Wir bedenken bei der Preisvergabe durchaus, dass die kleinen Redaktionen nicht die Power haben können, ein ganzes Team auf ein Thema anzusetzen, wie es zum Beispiel die Berliner Zeitung kann.

Zeichnet die Jury bevorzugt CDU-nahe Journalisten aus?

Nein. Dieser Preis ist absolut neutral. Ich bin selbst 1996 ausgezeichnet worden. Meine Zeitung, die Neue Presse, gehört zur Verlagsgesellschaft Madsack, die wiederum zu 20 Prozent der SPD gehört. Das spielt also überhaupt keine Rolle. Die Jury würde sich ja sonst unglaubwürdig machen.

Was macht guten Lokaljournalismus aus?

Seit ich im Job bin, gibt es immer wieder Umfragen, die bestätigten, dass die Zukunft der Zeitung im Lokalen liegt. Guter Lokaljournalismus muss eigene Themen setzen. Er muss glaubwürdig sein. Qualität liefern. Verantwortungsbewusstsein haben.

In diesem Jahr haben die Elmshorner Nachrichten den ersten Preis gewonnen. Die Jury hat sie für ihre lesernahen Konzepte ausgezeichnet. Eines davon war „Die Wahl des bedeutendsten Elmshorner aller Zeiten“. Was ist daran preiswürdig?

Die Elmshorner haben eine Fülle von Aktionen gemacht, dafür war der Preis. Aktionen sind Bestandteil einer Zeitung, sie können Auflage machen. Ich zitiere da meinen früheren Verleger: Tageszeitung ist eine Ware, ein Paket. Der Leser schnürt jeden Tag aufs Neue das Paket auf. Aktionen sind Unterhaltung und gehören zwingend ins Blatt. Es spricht ja nichts dagegen, wenn der Leser fröhlich den Tag beginnt. Diese Wahl, die Sie erwähnen, war ja nur ein kleiner Teil der Elmshorner Konzepte, es gab noch viele andere: den bürgernahen Reporter zum Beispiel. Eine Heimatseite. Oder das Tagebuch einer jungen Mutter. Sogar einen Elmshorn-Roman, an dem verschiedene Bürger mitgeschrieben haben. Wäre ich heute noch im Job, würde ich die Idee kupfern. Mein Motto war immer: Geklaute Ideen sind die besten Ideen. Fragen: Andrea Mertes