Machtdemonstration der Maras

EL SALVADOR Drei Tage lang haben die großen Jugendgangs das Transportwesen im ganzen Land lahmgelegt, um gegen ein neues Gesetz gegen Bandenkriminalität zu protestieren. Unterzeichnet wurde es trotzdem

BERLIN taz | Um Präsident Mauricio Funes von der Unterzeichnung eines Gesetzes gegen die Jugendbanden abzubringen, haben zwei der größten Gangs El Salvadors, die „Mara Salvatrucha“ und die „Pandilla 18“ drei Tage lang den öffentlichen Nahverkehr des mittelamerikanischen Landes lahmgelegt. Von Dienstag bis Donnerstag fielen nach Drohungen der Banden über 80 Prozent der Busse aus, auch große Teile des Geschäftslebens waren lahmgelegt. Nachdem im Juni ein Bus überfallen und angezündet worden war, werden die Drohungen der Maras sehr ernst genommen. 17 Menschen waren damals ums Leben gekommen.

Genutzt allerdings hat das „Transportverbot“, in dessen Verlauf die Polizei etwa 50 mutmaßliche Bandenangehörige festnahm, den Maras wenig: Am Donnerstag unterzeichnete Präsident Funes trotzdem das Gesetz, mit dem Mitgliedschaft und Unterstützung der Jugendbanden unter Strafe gestellt werden. Bislang konnten nur konkrete Delikte strafrechtlich verfolgt werden. Allerdings bleibt unklar, wie den Verdächtigen die Mitgliedschaft in einer Jugendbande nachgewiesen werden soll – allein die typische Tätowierung soll als Beweis jedenfalls nicht ausreichen. Bestraft werden sollen auch diejenigen, die mit Jugendbanden kooperieren oder sie finanzieren.

Kritiker bescheinigen dem Gesetz Wirkungslosigkeit. Sie verweisen darauf, dass es auch nach der bisherigen Rechtslage möglich gewesen sei, gegen das organisierte Verbrechen vorzugehen – ohne dabei aber jeden Jugendlichen zu kriminalisieren, der in den entsprechenden Vierteln Kontakte zu einer der Maras unterhält.

Mit dem dreitägigen „Transportverbot“ haben die Maras ihre Macht demonstriert. In einem am Mittwoch durch einen Priester im Fernsehen verlesenen Kommuniqué entschuldigen sich die Maras höflich für die „Unannehmlichkeiten“: „Wir möchten klarstellen, dass diese Maßnahme nur das Ziel hatte, gehört zu werden“, lassen sie die Öffentlichkeit wissen.

Die Idee, mit den Maras in Verhandlungen zu treten, hat die Regierung unterdessen abgelehnt. Polizeichef Carlos Ascencio erklärte, mit Kriminellen gebe es nichts zu reden. BERND PICKERT