Pastor befeuert den Hass

RELIGION Ein amerikanischer Provinzklerikaler will zum Jahrestag von 9/11 den Koran verbrennen und sorgt damit weltweit für Proteste. Bundeskanzlerin Angela Merkel ehrt den Mohammed-Bomben-Zeichner Westergaard. Gibt es Grenzen der Meinungsfreiheit? Muss Religion geschützt werden?

Terry Jones hat schon mehr als 100 Morddrohungen erhalten – und 150 Korane. Der Pastor einer gerade einmal 50 Mitglieder zählenden Gemeinde aus Florida will die Korane am Abend des 9. September verbrennen, weil der Islam „eine schlechte Religion“ sei.

Die geplante Bücherverbrennung sorgt für weltweite Empörung: „Abscheulich“ nannten sie die Vereinten Nationen, von „antimuslimischem Wahn“ sprachen Protestanten, Katholiken und Juden in den USA. „Einen Angriff auf den gesamten Islam“ erkannte Afghanistans Präsident Karsai, und der Vatikan sprach von einer „groben Beleidigung“. In Afghanistan gingen gestern Tausende aus Protest auf die Straße. Es gab Verletzte und Plünderungen.

US-Präsident Obama sagte, die Aktion drohe zu einem regelrechten „Rekrutierungsschlager für al-Qaida“ zu werden. Er verlangte, auf den „zerstörerischen Akt“ zu verzichten. Besorgt äußerten sich US- und deutsche Militärs. Die Bundeswehr befürchtet Racheakte aufgebrachter Muslime in Afghanistan. David Petraeus, US-Kommandeur der Truppen in Afghanistan, verglich die möglichen Folgen mit dem Gefängnisskandal im irakischen Abu Ghraib.

„Respektlos, sogar abstoßend und einfach falsch“ verurteilte Bundeskanzlerin Angela Merkel die Aktion am Mittwoch während einer Veranstaltung, bei der der dänische Zeichner Westergaard in Potsdam geehrt wurde. Der hatte mit seiner Mohammed-Karikatur mit einer Bombe als Turban vor fünf Jahren für großen Aufruhr in der islamischen Welt gesorgt.

Merkel sprach sich in Potsdam für Meinungs- und Pressefreiheit aus, „egal ob wir die Karikaturen geschmackvoll finden oder nicht, ob wir sie für nötig oder hilfreich halten – oder eben nicht.“

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