Vorwürfe gegen Scherf und Rot-Grün

Rabiye Kurnaz hat einen „heldenhaften Kampf“ um ihren Sohn geführt. Die Politik eher das Gegenteil davon

Murat Kurnaz ist wieder zuhause. Der 24-jährige Bremer, der seit Januar 2002 im US-Folterlager Guantánamo festgehalten wurde, kehrte am Freitagmorgen nach Hemelingen zurück. Das teilte sein Anwalt Bernhard Docke mit. Nach fünf Jahren Gefangenschaft brauche er aber Zeit, sich wieder in Bremen einzufinden. Menschen, die derartig gefoltert würden, seien normalerweise schwer traumatisiert. Ob und wann Murat Kurnaz öffentlich Auskunft über seine Erlebnisse geben werde, sei offen.

Auch seine Mutter Rabiye Kurnaz, sagte Anwalt Bernhard Docke, habe derzeit „nicht die Kraft“, weitere Auskünfte zu geben. Sie habe einen „heldenhaften Kampf“ für ihren Sohn geführt und dem Fall ein „menschliches Gesicht gegeben“.

Schwere Vorwürfe erhob Docke gegen die Bremer Landesregierung, insbesondere unter Henning Scherf (SPD). Diese habe durch Ignoranz und Passivität geglänzt. Scherf war für eine Stellungnahme gestern nicht zu erreichen.

Mindestens genauso fraglich sei die Rolle der rot-grünen Bundesregierung. Diese habe nicht nur ein aktives Engagement für Herrn Kurnaz vermissen lassen, sondern womöglich dessen 2002 von den USA angebotene Freilassung aktiv verhindert. Der BND-Untersuchungsausschuss des Bundestages sowie der des Europaparlamentes zur Frage der Kollaboration europäischer Regierungen mit rechtswidrigen Aktionen der USA müssten Verantwortlichkeiten aufklären. sim

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