Antifa muss sein, es rechnet sich

Über Tote soll man nicht schlecht reden. Woran wir uns auch halten wollen. Dennoch müssen über den 1994 verstorbenen Preußenprinzen Louis Ferdinand Victor Eduard Adalbert Michael Hubertus (Foto), 1907 geboren und Chef des Hauses Hohenzollern, einige Worte verloren werden. Immerhin, zu adeln braucht man den Kaiserenkel post mortem nicht mehr. Aber als Geldbeschaffer des Preußenclans soll er erneut zu Ehren kommen – was im Brandenburger Finanzministerium für Irritationen sorgt.

Die Geschichte geht so: Weil 1991 der Antrag des Prinzen auf Entschädigung für Enteignungen von blaublütigen Grundstücken rund um Berlin im Rahmen der DDR-Bodenreform abgeschmettert wurde, versucht es das aktuelle Oberhaupt des Hauses, Enkel Georg Friedrich Prinz von Preußen, jetzt erneut. Sein Argument: Die Entschädigung sei damals zu Unrecht verweigert worden, denn Opi Louis sei anspruchsberechtigt – weil Widerstandskämpfer gegen die Nazis gewesen. Grundstücksbesitzer dieser Art erhielten nach dem Fall der Mauer 1989 Ausgleichszahlungen aus dem Entschädigungsfonds, böse Nazihelfer nichts.

Die Forderung, um die es geht für 62 ehemalige Schlösser, für Wald und Flur, liegt bei rund 1,4 Millionen Euro. Ein schönes Sümmchen, für das Louis Ferdinand nun als Antifa herhalten muss – was sicher nicht ganz der historischen Wahrheit entspricht. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 war Louis Ferdinand zwar im Gespräch, Staatsoberhaupt zu werden. Der Monarchist als Widerstandskämpfer mit Anrecht auf Entschädigung? Wohl kaum, meint Finanzminister Christian Görke (Linke). Der Antrag beim Amt für offene Vermögensfragen sei nicht nachvollziehbar. Der Versuch, mit historischer Schönfärberei zu Geld zu kommen, schon eher. ROLA