KURZKRITIK: KORNELIUS FRIZ ÜBER „KLEINER MANN – WAS NUN?“
: Technik top, Regie ratlos

Beeindruckend thront die Holzmühlenapparatur auf der Bühne des Großen Hauses. Sie ist das einzige Element des minimalistischen Bühnenbilds und wird eifrig bespielt. Die Darsteller klettern an ihr hinauf und arbeiten sich an ihrem Rhythmus ab. Sie schuften sich durch die Latten nach oben und ächzen durch dieses sich stetig drehende Mühlrad, nur um letztlich doch wieder unten herausgespuckt zu werden.

„Kleiner Mann – was nun?“ handelt von der Existenzangst des 30er-Jahre-Ehepaars Pinneberg. Als pragmatische Schicksalsgemeinschaft durchschreiten sie die Abwärtsspirale: Johannes verliert mehrmals seine demütigenden Anstellungen, Emma wird müde, ihn zu trösten, die Miete unbezahlbar. Trotz Sparsamkeit und Tugend ist der Abstieg unaufhaltsam.

Regisseur Klaus Schumacher teilt mit seinen Protagonisten mehr, als ihm lieb sein kann: Bemüht, aber erfolglos arbeitet er sich an den erdrückenden Realitäten eines bühnenuntauglichen Stoffes ab.

Peter Fasching und Annemaaike Bakker, die Pinnebergs, leiden und trösten sich zwar glaubhaft durch drei Stunden Hoffnungslosigkeit – die Figuren bleiben dennoch enttäuschend eindimensional, die Handlung konfliktarm und vorhersehbar.

Was die Regie nicht schafft, leistet bei dieser Inszenierung das Team um Bühnenbildnerin Katrin Plötzky: mit einem Rad, das alle unaufhaltsam ins Desaster zieht.