Dominikus Müller schaut sich in den Galerien von Berlin um

Eigentlich ist das Ganze total simpel. So sehr, dass es fast idiotisch ist – was am Ende aber natürlich den Reiz der Sache ausmacht. Also: Dennis Loesch hat für seine Ausstellung bei Schlechtriem Brothers seine Festplatte durchforstet. Da sammeln sich im Lauf der Jahre natürlich Unmengen an Fotos an, erst recht klarerweise, wenn man bildender Künstler ist. Loesch hat jetzt also Teile dieses Fotoarchivs via Batch Processing in Photoshop auf die immergleiche Breite rendern lassen – völlig unterschiedslos, ob das eigene Fotos von Partys, Ausstellungseröffnungen oder Arbeiten sind oder ob das solche von 50-Euro-Scheinen und Marge Simpson sind, die das Internet ausgespuckt hat. Das ist der erste Schritt. Der zweite: Ausdrucken und aufkleben – und zwar auf lange, dünne Stangen. Macht am Ende, genau, „Memory Sticks“. Viel mehr muss man dazu eigentlich nicht sagen. Ganz anders, viel ernster, „ernsthaft“ dagegen ist die Ausstellung, die Anneke Eussen und Beatrice Pötschke in der Galerie von Petra Vankova realisiert haben. Im ersten Moment sieht auch hier einiges nach selbstreflexiven Konzept-Witzen über das Konzept-Witze-Machen aus, am Ende ist es aber genau das nicht. Dass etwa Anneke Eussen den kleinen Altbauraum der Galerie mit einem Raster aus dünnen Schnüren durchzogen hat, ist weniger Auseinandersetzung mit dem Prinzip Ortsspezifik, sondern, nach Lektüre des Pressetextes weiß man das, abstrahierende Thematisierung von Berliner Plattenbau-Architektur. Dass Beatrice Pötschke dazu zwei dokumentarische Foto-Konvolute beiträgt, nämlich vom Auftritt einer Hardrock-Band in der JVA Tegel und von einem Abend in der benachbarten Künstlerbar Cussler, macht das Ganze dann zu einer Art architektonisch-sozialer Psychogeografie der Stadt. Oder halt, gab es ähnliche Fotos nicht auch auf den „Memory Sticks“?

■ Dennis Loesch: „Backup“, Schlechtriem Brothers, Rosa-Luxemburg-Str. 27, Mi.–Sa., 12–18 Uhr, bis 2. Oktober ■ Anneke Eussen & Beatrice Pötschke, Petra Vankova Galerie, Schönleinstr. 32, Di.–Sa., 12–18 Uhr, bis 8. Oktober