Mehr Grünes Geld

INVESTMENT Trotz zweistelligen Wachstums bleiben ethische Anlagen in Deutschland in der Nische

BERLIN taz | Im Jahr 2009 ist das Volumen nachhaltiger Investments in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Vergleich zum Vorjahr um 67 Prozent auf knapp 38 Milliarden Euro gewachsen. Das geht aus einem Marktbericht hervor, den das Forum Nachhaltige Geldanlagen e. V. (FNG) am Montag veröffentlichte. In allen drei Ländern hat sich damit zwar der Anteil der nachhaltigen Investments am Gesamtmarkt vergrößert. Dennoch bleibt die ethische Geldanlage ein Nischenprodukt. Der Anteil an allen Anlagen betrug in Deutschland 2009 knapp 0,8 Prozent, in Österreich 1,5 und in der Schweiz 3,8 Prozent.

Trotzdem sieht Volker Weber, Vorstandsvorsitzender des FNG, die Entwicklung positiv: „Wir erleben, dass es den Investoren verstärkt am Herzen liegt, bei ihren Anlageentscheidungen auch soziale und ökologische Kriterien zu berücksichtigen.“ Gerade private Anleger zeigten ein starkes Interesse. Dem Bericht zufolge wurden 2009 rund 45 Prozent der nachhaltigen Investments von privaten Anlegern getätigt.

Zu den institutionellen Investoren gehörten zuvorderst kirchliche Institutionen und Wohlfahrtsorganisationen.

Auf Platz zwei rangierten Nichtregierungsorganisationen und Stiftungen, gefolgt von genossenschaftlichen oder betrieblichen Pensionsfonds und der öffentlichen Hand.

Dem Bericht zufolge gelten alle die Geldanlagen als nachhaltig, die in ihre Finanzanalyse den Einfluss von Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien einbeziehen. Am weitesten verbreitet in Deutschland seien positive Anlagestrategien wie „Best in Class“ und nachhaltige Themenfonds. Bei „Best in Class“ werden Unternehmen ausgewählt, die im Branchenvergleich in ökologischer, sozialer und ethischer Hinsicht am besten abschneiden.

Themenfonds beziehen sich auf einen Sektor wie erneuerbare Energien oder soziale Projekte. Sie gelten nur dann als nachhaltig, wenn sie ausdrücklich die sogenannten ESG-Faktoren (Umwelt, Soziales und Governance) in die Ausgestaltung des Fonds einbeziehen.

Die für den Bericht befragten Finanzdienstleister erwarten in den kommenden Jahren für den nachhaltigen Anlagemarkt ein Plus von 56 Prozent in Deutschland. Um das soziale und ökologische Investment zu stärken, fordert das FNG unter anderem, dass die öffentliche Hand ihr Vermögen aus Pensionsfonds und Sozialversicherungen nur unter Berücksichtigung verbindlicher Standards für Nachhaltigkeit anlegen darf.FRIEDERIKE SCHMITZ