„Wir werden weitermachen“

GESPRÄCH Drei AktivistInnen erzählen von Fluchterfahrungen und ihrem Engagement

■ 33, ist in Kamerun aufgewachsen. Seit wenigen Wochen lebt er in Deutschland. Sein Asylverfahren läuft, daher wird nur sein Vorname genannt.

taz: Tresor, Sie haben neun Jahre lang versucht, nach Europa zu kommen. Warum?

Tresor: Ich kann nicht all die unterschiedlichen Gründe nennen. Es gibt strukturelle Probleme in Kamerun. Der internationale Handel hat die Armut mitgebracht. Obwohl ich studiert habe, war ich zu Hause weit davon entfernt, meine Familie finanziell unterstützen zu können.

Wie wohnen Sie derzeit?

Ich wohne in einem Lager nördlich von Berlin. Aus meiner Familie ist außer mir niemand hier, aber durch mein Engagement bei Afrique Europe Interact und der malischen Organisation Aracem lernt man sich kennen und schließt Freundschaften.

Worum geht es bei deren Kundgebung heute in Berlin vor der spanischen und der marokkanischen Botschaft?

Melilla und Ceuta sind spanische Städte, die sich auf dem afrikanischen Kontinent befinden. Dort gab es in letzter Zeit Massaker an den Menschen, die über die Zäune nach Europa fliehen wollten. Mindestens 15 Personen wurden getötet, auch weil Marokko mit den spanischen Grenzbeamten kollaboriert.

Wofür engagieren Sie sich?

Wir machen eine Sensibilisierungskampagne. Wir können nicht gleichgültig bleiben, wenn unsere Freunde und Bekannte gezielt getötet werden. Mit Aracem unterstütze ich zudem Flüchtende aus zentralafrikanischen Ländern, die nach Mali abgeschoben werden.

Haben Sie Hoffnung, dass die Situation sich verbessert?

Es ist nicht einfach, aber wir werden nicht aufhören zu demonstrieren und zu kämpfen. Wir werden immer weitermachen. Wir nehmen die gewaltsamen Übergriffe auf Einwanderer nicht hin.

Was erwartet die BesucherInnen heute Abend?

Ich und zwei andere Flüchtende werden unsere Erfahrungen von unserer Flucht erzählen. Meine Geschichte ist sehr tiefgründig und schmerzhaft. Aber ich kann gar nicht anders: Ich muss sie weiterhin bekanntmachen.

INTERVIEW UND ÜBERSETZUNG:
KORNELIUS FRIZ

Mediencoop im Lagerhaus, 19.30 h