Gewinner und Verlierer

ABWICKLUNG Den Plan zur Zerschlagung der Warenhauskette hatte Insolvenzverwalter Görg bereits erstellt, er brauchte ihn aber nicht

Vorerst können die 25.000 Beschäftigten der Warenhauskette aufatmen

BERLIN taz | Vor einem Jahr hatte Karstadt offiziell seine Zahlungsunfähigkeit angemeldet, seitdem suchte Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg nach einem Investor und einem Zukunftskonzept für die Warenhauskette. Mit der gestrigen Einigung ist nun beides gefunden. Doch das Ergebnis dürfte nicht alle Beteiligten freuen. Wer hat im Poker um Karstadt nun gewonnen und wer verloren?

Nicolas Berggruen ist sicher ein Gewinner. Sein Investment hatte der Milliardär an die Bedingung geknüpft, dass der Eigentümer der meisten Karstadthäuser, das Highstreet-Konsortium, weniger Miete als bisher verlangt. Dieser Auflage hat Highstreet schon länger zugestimmt, gestern willigten auch die Finanziers des Konsortiums ein. Berggruen kann nun die Warenhäuser übernehmen, muss aber nun beweisen, dass sein Konzept wirklich trägt.

Maurizio Borletti ist hingegen nicht zum Zuge gekommen. Das Gegenangebot des italienischen Unternehmers, der auch die Warenhausketten LaRinscente und Pinault Printemps Redoute besitzt, kam zwar eigentlich sowieso zu spät und war sowohl vom Insolvenzverwalter als auch von den Vertretern der Arbeitgeber abgelehnt worden, weil er anders als Berggruen kein eigenes Geld investieren wollte. Dennoch war bis zum Schluss unklar, ob Borletti nicht doch den ein oder anderen Kapitalgeber von Highstreet, die dem Deal zustimmen mussten, auf seine Seite bekommt und damit alles blockieren kann.

Die 25.000 Beschäftigten können vorerst aufatmen. Denn wenn Berggruen nicht zum Zuge gekommen wäre, hätte dem Konzern die Zerschlagung gedroht, was gewiss nicht ohne die Schließung von Häusern und den Verlust von Arbeitsplätzen vonstatten gegangen wäre.

Auch Borlettis Angebot wäre nach Einschätzungen von Experten mittelfristig wohl auf eine Verschmelzung mit der Metro-Tochter Kaufhof zur „Deutschen Warenhaus AG“ hinausgelaufen, womit in vielen Städten bei Karstadt die Lichter ausgegangen wären. Berggruen hat hingegen zugesagt, dass er alle 120 Warenhäuser erhalten und keine Stellen streichen werde.

Bei Highstreet, dem Besitzer der Karstadt-Immobilien, gibt es Gewinner und Verlierer. Die beiden wichtigsten Investoren, die Investmentbank Goldmann Sachs und die Deutsche Bank, waren sich lange Zeit nicht einig. Während Goldmann Sachs Berggruen unterstützte, stand die Deutsche Bank eher hinter Borletti. Ihr wurden bei dem Kauf ihrer Anteile an den Immobilien höhere Mieteinnahmen über 15 Jahre hinweg garantiert. Letztendlich dürften alle Konsortiumsmitglieder an einer langfristigen Lösung interessiert sein, auch wenn die Mieteinnahmen geringer ausfallen als geplant

Für Insolvenzverwalter Görg hat das Engagement bei Karstadt nun ein gutes Ende gefunden. Dabei hatte er in den vergangenen Monaten nicht immer überzeugt. Beim Verkauf der Karstadt-Tochter Quelle hatte er zwar immer von mehreren Interessenten gesprochen, doch am Ende gab es niemanden, der den Versandhändler kaufen wollte. Das Unternehmen wurde abgewickelt. Den Plan zur Zerschlagung von Karstadt hatte er vor dem Treffen am Donnerstag ebenfalls bereits erstellt. Dass diese Arbeit umsonst war, dürfte ihn nicht sonderlich grämen. STEPHAN KOSCH