DIE WERBEPAUSE
: Doch kein Kannibalen-Menü

Es wurde sich sogar schon international geekelt: „Wären Sie bereit, Ihre Hoden oder Ihr Bauchfett zu Gunsten der hochklassigen Kochkunst zu opfern?“ fragte der Guardian.

Auf verschiedenen Wegen wurde in den vergangenen Wochen die Nachricht gestreut, dass in Berlin ab September Menschenfleisch für Feinschmecker serviert würde. Per Annonce wurde zum Spenden von Körperteilen aufgerufen, per Stellenanzeigen nach „aufgeschlossenen Chirurgen“ gesucht, und am Mittwoch lief Werbung für das neue Restaurant Flimé auf Infoscreens in U-Bahnhöfen.

Nun ist klar: Das Ganze war nicht ernst gemeint. Allerdings auch kein Scherz. Dahinter steht der Vegetarierbund Deutschland. Ziel der Kampagne: darauf aufmerksam zu machen, dass durch den weltweit steigenden Konsum von (Tier-)Fleisch auch Menschen massiv zu Schaden kommen – allein, weil Massentierhaltung für den Klimawandel mitverantwortlich ist.

Die Argumente sind wohlbekannt. Oft braucht es aber mehr, damit Menschen auf Fleisch verzichten: Es braucht eine emotionale Reaktion und eine veränderte Wahrnehmung. Man muss im duftenden Schnitzel auch das gequälte Schwein erkennen. Die Kannibalismus-Kampagne ist auch deswegen gelungen: Nicht nur hält sie das Thema öffentlich präsent, sie schafft auch die gewünschte Emotionalisierung. Fleisch schadet Tier und Mensch. FRIEDERIKE SCHMITZ