Schwächen im Lesen und in Mathe

SCHÜLERVERGLEICH Auch die zweite Runde im „Vera“-Test liefert für Berlin ziemlich üble Ergebnisse. Immerhin seien die Schüler aber nicht noch schlechter geworden, betont der Sprecher der Schulverwaltung

Erneut sorgen die Grundschul-Vergleichstests „Vera“ in Berlin für Aufregung. Laut der vom Institut für Schulqualität Berlin/Brandenburg (ISQ) veröffentlichten Auswertung schnitten Berliner Drittklässler bei den bundesweit durchgeführten Tests wieder schlecht ab: So erreichten 38 Prozent der Kinder im Lesen nur die niedrigste Kompetenzstufe, bei den Matheaufgaben sogar 42 Prozent.

Bereits im vergangenen Jahr hatte das schlechte Abschneiden der Berliner GrundschülerInnen bei „Vera“ für Aufsehen gesorgt. Damals erreichten im Lesen 36 Prozent, bei mathematischen Aufgaben 39 Prozent der Kinder nur die unterste Leistungsstufe. Bei der erneuten Durchführung der Pflicht-Tests im Frühjahr hatten sich deshalb LehrerInnen gegen die Vergleichsarbeiten gewehrt. Die bundesweit einheitlichen Testaufgaben berücksichtigten die besondere Problemlage von Schulen mit einem hohen Anteil von Kindern aus sozial benachteiligten oder eingewanderten Familien nicht, so die Kritik.

„Völlig neuer Ansatz“

Der Geschäftsführer des ISQ, Wolfgang Wendt, warnt aber davor, die diesjährigen „Vera“-Ergebnisse mit denen des Vorjahres zu vergleichen. Der Testentwicklung habe 2010 ein „völlig neuer Ansatz“ zugrunde gelegen, so Wendt: Die Aufgaben orientierten sich nun an den von der Kultusministerkonferenz (KMK) für Grundschulen definierten Bildungsstandards. Daraus ergäben sich auch neue Bewertungskriterien. „Man kann deshalb aus den neuen Ergebnissen nicht ableiten, dass Berliner SchülerInnen noch schlechter geworden seien“, so Wendt.

Auch der Sprecher der Senatsbildungsverwaltung Jens Stiller warnt vor diesem Schluss: Denn die von der KMK festgelegten Bildungsstandards definierten, „was Kinder am Ende der vierten Klasse können sollten“, so Stiller. Wenn die Mehrheit der Drittklässler unter diesem Niveau bliebe, seien das also „immer noch keine katastrophalen Werte“, so Stiller – zumal in Mathe fast jedes fünfte Kind, in Lesen immerhin 14 Prozent der SchülerInnen die oberste Kompetenzstufe, also das Niveau von ViertklässlerInnen, erreichten.

Zudem habe Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) auf die Kritik der Lehrer bereits reagiert: Künftig sollen die Fragen in den unteren Kompetenzbereichen „differenzierter gestellt“ werden, um dort „genauere Aussagen über Kompetenzen und Defizite machen zu können“, so Stiller. Damit sollen die Schulen besser auf die „Vera“-Ergebnisse reagieren und ihren Unterricht entsprechend optimieren können.

Eine entsprechende Initiative zur Änderung von „Vera“ werde Berlin demnächst bei der Kultusministerkonferenz vorstellen, so Stiller. Durchsetzen kann Senator Zöllner seinen Vorschlag dort jedoch nur, wenn andere Bundesländer mitziehen. AWI