Gerne zweite Liga

Auch mit seinen neuen Programmen macht Vox alles richtig. Warum? Weil sich der erträglichste aller Privatsender an sechs Regeln hält

AUS HAMBURG HANNAH PILARCZYK

Am Dienstag stellte Vox in Hamburg sein Programm für die kommende TV-Saison vor. Beflügelt von Quotenhits wie der Koch-Dokusoap „Das perfekte Dinner“ präsentierte man sich selbstbewusst als erfolgreichster Sender der zweiten Reihe. Das wird aller Voraussicht nach auch so bleiben, denn mit seinen neuen Formaten bleibt Vox alten Erfolgsprinzipien treu. Ein Überblick

Gib dem Zuschauer Zeit, damit er merken kann, wie gut dein Programm ist

In Zeiten, in denen sogar der WDR neuen Formaten nur zwei Probeläufe zugesteht, wirkt es fast antiquiert, wie Vox an anfänglich schlecht laufenden Serien wie „Ally McBeal“ oder den „Gilmore Girls“ festgehalten hat. Doch der Erfolg hat dem Sender Recht gegeben. Mittlerweile laufen die „Gilmore Girls“ auch in der Prime-Time gut. Zwar erreichen sie nicht die Bombenquoten der Krimi-Serien, doch die Fan-Bindung ist einmalig: Zum Start der 6. Staffel am 29. 8. veranstaltet Vox Kino-Previews in 13 Städten – für die meisten gibt es nur noch Restkarten.

Dann gib ihm noch mehr vom Gleichen

Nachdem sich „CSI“ und „Ally McBeal“ etabliert hatten, hat Vox kontinuierlich mit Serien wie „The Practice“ oder „Criminal Intent“ nachgelegt, die den Originalformaten sehr ähnlich waren, sie aber nicht platt kopierten – und ähnlich gute Quoten einfuhren. Auch in dieser Saison gibt es „more of the same“: Mit „Boston Legal“ startet am 27. 9. eine weitere Anwaltsserie mit komödiantischem Einschlag. Als gnadenlose Verhörspezialistin geht Kyra Sedgwick mit „The Closer“ ebenfalls noch im Herbst an den Start.

Schau, was die anderen machen. Und mach’s dann besser

Von Pro 7 bis zu den Dritten – mittlerweile hat eigentlich jeder Sender eine Wissenssendung. Doch seien wir ehrlich: Am liebsten sehen wir doch, wie die Marmelade in den Berliner kommt, und nicht, woraus Beton besteht. Das hat man auch bei Vox gemerkt und sich mit „Wissenshunger“ eine Show ausgedacht, die sich allein um „food facts“ dreht. Los geht’s am 28. 8.

Mit „Prominent!“ (Start: 21. 9.) bringt Vox außerdem erstmals ein Boulevard-Magazin. Das neue daran: „exclusiv“-Mitarbeiterin Constanze Rick tut, als würde sie sich beim Recherchieren von Klatschgeschichten über die Schulter schauen lassen. Da die „TV-Kolumnistin“ Rick mit blonder Mähne und Espresso-Tasse bestückt ist, kommt dabei fast „Sex and the City“-Gefühl auf.

Gib dich lebensnah

Einmal seine Meinung zu Knoblauchpressen loswerden – und gleichzeitig entdecken, dass die Panna Cotta nicht fest geworden ist: Zwischen Selbstverwirklichung und Vorgeführtwerden bietet die Koch-Show „Das perfekte Dinner“ alles, was man sich von einer Doku-Soap wünschen kann – inklusive Rekordquoten. Kein Wunder, dass Vox dieses Konzept auf ein neues Format überträgt: In „Der perfekte Urlaub“ (genauer Start noch ungewiss) verreisen fünf Kandidaten gemeinsam nach Mallorca, wo jeder reihum versucht, für einen Tag den perfekten Reiseführer zu geben. Urlaub als die schönste und die schlimmste Zeit des Jahres – näher dran dürfte eine Show kaum kommen.

Auch in „Tims Team“ menschelt es kräftig: Tim Mälzer trainiert joblose Köche, die sich durch harte Arbeit am Essen und an sich selbst als Personal in seinem neuen Restaurant qualifizieren können. Resozialisierung samt Soßenschule also, Starttermin aber noch ungewiss.

Aber biete auch was zum Träumen

Es muss nicht immer der Finca-Flop sein: Mit „Mein Traumhaus am Meer“ (beginnt im Frühjahr 2007) gibt es auch eine als Doku-Soap getarnte Hochglanz-Immobilien-Show.

Gönn dir ein wenig Ironie

RTL sucht den Superstar, Pro 7 die Popstars – und Vox den Superhund. Wenn „Top Dog. Deutschland sucht den Superhund!“, für Oktober eingeplant, nur annähernd so böse kommentiert wird wie „Das perfekte Dinner“, wird es zweifellos die trashigste und lustigste Casting-Show des deutschen Fernsehens.