China rät Nordkorea zu mehr Flexibilität

CHINA-BESUCH Chinesische Staatssender bestätigen Visite des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Il im Nachbarland. Demnach mahnt Chinas Staatschef Hu Nordkorea zu Reformen und zu Atomgesprächen

PEKING/SEOUL afp | Bei seinem geheimnisumwitterten Besuch in China hat sich Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il bereit erklärt, Gespräche über atomare Abrüstung wieder aufzunehmen. Kim habe dies bei einem Treffen mit Chinas Staatschef Hu Jintao zugesichert, berichteten chinesische Staatsmedien am Montag. Die Visite Kims bei dem wichtigsten Verbündeten hatte auch Spekulationen über eine Vorbereitung der Machtübergabe an seinen Sohn geschürt.

Der 68-jährige Kim sei mit Staatschef Hu am Freitag in der nordostchinesischen Stadt Changchun zusammengetroffen, berichtete der staatliche chinesische TV-Sender China Central Television. Der koreanische Machthaber wolle keine „Spannungen auf der Halbinsel“, hieß es. Pjöngjang werde mit Peking in engem Kontakt bleiben, um eine „frühe Wiederaufnahme“ der Sechsergespräche mit China, Südkorea, den USA, Japan und Russland zu erreichen.

Hu forderte am Montag eine Wiederaufnahme der Gespräche, um „die aktuellen Spannungen zu mindern“. Diese haben in der Region seit dem Untergang des südkoreanischen Kriegsschiffs „Cheonan“ Ende März deutlich zugenommen – nach einer internationalen Untersuchung soll es durch einen nordkoreanischen Torpedo versenkt worden sein. Südkorea und die USA veranstalteten daraufhin ein groß angelegtes Seemanöver.

In China ausgestrahlte TV-Bilder zeigten am Montag einen ernst blickenden chinesischen Staatschef Hu, der Kim auch drängte, wirtschaftliche Reformen und die Modernisierung seines Landes voranzutreiben. Laut dem Staatsfernsehen hielt sich der mit seinem gepanzerten Spezialzug angereiste Kim von Donnerstag bis Montag in China auf, das nicht nur wichtiger Geldgeber, sondern auch Hauptlieferant von Treibstoff und Lebensmitteln für Nordkorea ist.

Die südkoreanische Zeitung JoongAng Ilbo berichtete, dass Kim Jong Il von seinem jüngsten Sohn Kim Jong Un begleitet wurde. Dies wurde als Versuch Kims gewertet, bei Peking um Unterstützung für seinen Sohn zu werben. Spekulationen über die Nachfolgeregelung Kim Jong Ils halten sich hartnäckig, seit der nordkoreanische Staatschef im August 2008 angeblich einen Schlaganfall erlitten hatte.