Ultima tazio

Der gute Deutsche ebenso wie der gute deutsche Linke beginnt alles mit einer Definition. Da geht es bei der taz-Geschäftsführung schon los: Sie steht der größten und natürlich sympathischsten WG des Landes vor. Aber als was? Es ist ja bis heute unklar, ob eher als Schamane, als Vermieter oder als Hausverwalter.

Jedenfalls nicht als Hausmeister. Dafür hat ein taz-Geschäftsführer seine Chefredaktion.

Also Kalle besser als Kalle definieren. Ist ja auch schon was. „Buschfeuer der Aufgeregtheiten“ wird dereinst die große taz-Biografie von Genosse Tom Wolfe übertitelt sein. Und Du hast manche der Aufregungsbrände selbst angezündet, oh Kalle! Da lachst Du dann hinterher dein taz-Lachen, wenn die Flammen im Konferenzraum lodern. Diesen kleinen Genuss brauchst Du offensichtlich ab und an, zum Regenerieren – vor allem der geistigen Hornhaut.

Die taz als solche geht ja immer weiter. Artikel werden geschrieben, die Zeitung erscheint dann doch. Denn wenn nix funktioniert, wenn eine Chefredaktion explodiert oder eine Geno-Versammlung entgleist, wenn irgendein interner Pipifax das taz-Kollektiv mehr empört als zehn Jahre Drohnenkrieg – so weit funktioniert die taz-WG verlässlich, die Zeitung geht vor.

Das ist so, und lässt sich auch super als Hebel einsetzen, als ultima tazio quasi.

Wozu also eine Definition? Der Laden ist eh, wie er ist. Am Ende bleibt ein Motto, vielleicht in Kreuzberger Pflastersteine gemeißelt vor dem Portal des kommenden taz-Quartiers:

Häuser kommen und ziehen, Chefredaktionen und Mitvorstände vergehen, Ruchs bestehen. Reiner Metzger

■ Reiner Metzger war von 2004 bis 2014 stellv. Chefredakteur und ist dienstältester Vize-Chef der taz