Holocaust-Ausstellung in Teheran

Gestern wurde in Irans Hauptstadt eine internationale Schau mit Karikaturen über die Judenvernichtung eröffnet. Damit reagiert Iran auf den Streit um die Mohammed-Karikaturen. Initiator des Projektes: „Wir wollen die Wahrheit herausfinden“

„Es muss uns doch erlaubt sein, über den Holocaust zu forschen und zu reden“

VON BAHMAN NIRUMAND

Die seit Anfang des Jahres angekündigte internationale Ausstellung von Holocaust-Karikaturen ist gestern in der iranischen Hauptstadt Teheran eröffnet worden. Die Ausstellung ist eine Reaktion auf die im vergangenen Herbst von der dänischen Zeitung Jyllands Posten veröffentlichten Mohammed-Karikaturen, die später von zahlreichen Blättern in Europa nachgedruckt wurden. Die Aktion, die damals von Millionen Muslimen als Provokation und verletzend empfunden wurde, löste weltweit teils gewaltsame Proteste aus.

„Wir wollen herausfinden, wo für den Westen die Meinungsfreiheit endet“, sagte der Direktor des iranischen Karikaturistenverbands, Massud Schodschai Tabatabai. Die 240 ausgestellten Karikaturen sind eine Auswahl aus einem Wettbewerb, den die in Teheran erscheinende Tageszeitung Hamschahri im Februar ausgeschrieben hatte.

Der Geistliche Mohammad Resa Saeri, Chefredakteur der Zeitung, sagte bei der Ankündigung des Wettbewerbs, es sei nicht beabsichtigt, jemanden anzugreifen oder zu verunglimpfen. Es gehe einzig darum, die Wahrheit herauszufinden. „Der Westen ist davon überzeugt, dass es den Holocaust gegeben hat. Nehmen wir an, es sei tatsächlich so gewesen. Aber es muss uns doch erlaubt sein, darüber zu forschen und zu reden.“ Ursprünglich sollte die Ausstellung unter dem Motto „Wo liegen die Grenzen der Meinungsfreiheit?“ stattfinden, später entschied man sich für „Holocaust“.

An dem Wettbewerb hatten 1.195 Karikaturisten aus 61 Ländern, wie Deutschland, den USA, Italien, Frankreich und Dänemark, teilgenommen. Ausgestellt sind die Karikaturen im Teheraner Palästina-Museum. Das Gebäude steht neben der Botschaft der palästinensischen Autonomiebehörde. Hier war vor Irans Revolution 1979 die israelische Botschaft untergebracht.

Die Ausstellung wird bis zum 13. September zu sehen sein. Dann sollen die Sieger gekürt werden. Der erste Preis ist mit 12.000, der zweite mit 8.000 und der dritte mit 6.000 Dollar dotiert. Eine zusätzliche Prämie erhalten die Sieger von der Zeitung Hamschahri.

Eröffnet wurde die Ausstellung von Saffar Harandi, Minister für Kultur und islamische Führung. Unter den ausländischen Gästen befanden sich auch die Botschafter Libanons und Palästinas. „Sie können über den Propheten schreiben, was sie wollen. Wenn jedoch jemand den Holocaust in Zweifel zieht, muss er Strafe zahlen oder ins Gefängnis“, sagte Schodschai in Bezug auf den vom Westen entfachten „Karikaturenstreit“. Die Idee einer Ausstellung über den Holocaust sei weltweit begrüßt worden, sagte Schodschai. Die Teilnahme international bekannter Karikaturisten wie Carlos Tetuf aus Brasilien, Alexandro Gato aus Italien oder Mat Giur aus den USA zeige, wie hoch die Qualität der Werke sei. Ein Beispiel dafür liefert die Zeichnung eines aus Indonesien stammenden Künstlers. Sie zeigt die New Yorker Freiheitsstatue. Die Freiheitsgöttin hält in der linken Hand ein Buch über den Holocaust. Die rechte Hand ist zum Hitlergruß erhoben.