Bei EON sprudeln die Gewinne, die Strompreise steigen trotzdem
: Bundesweite Kontrolle ist besser

Großbritannien schafft seinen Regulierer ab. Ende Juli hat die britische Behörde Ofcom ihre Arbeit eingestellt, weil in der Telekommunikationsbranche mittlerweile so viel Wettbewerb herrscht, dass eine Aufsicht nicht mehr nötig ist. Anders ist die Lage in der deutschen Strombranche. Weil hier der Wettbewerb gar nicht funktioniert, hat die Regierung im vergangenen Jahr erst einen Regulierer eingesetzt. Der schaut seit einigen Monaten den Konzernen auf die Finger.

Das sorgte für Katzenjammer in den Konzernzentralen. RWE wies in der vergangenen Woche darauf hin, dass durch die neue Netzagentur Umsatzeinbußen im hohen zweistelligen Millionenbereich zu erwarten seien. Und gestern erklärte das größte deutsche Stromunternehmen Eon, dass der Halbjahresgewinn viel höher hätte ausfallen können, wenn man nicht 325 Millionen Euro für die kommenden Belastungen durch die Regulierungsbehörde hätte zur Seite legen müssen.

Das lässt sich verschmerzen, Eon hat nämlich 2,8 Milliarden Euro verdient, RWE 1,6 Milliarden Euro. Dennoch haben beide Unternehmen angekündigt, dass sie bei den entsprechenden Kontrollbehörden der Länder eine Preiserhöhung beantragen wollen. Das begründen sie vor allem mit den gestiegenen Preisen an den Strombörsen in Leipzig, über die sich die Vertriebstöchter von Eon und RWE zum Teil versorgen. In der Tat kostete dort Strom, der im kommenden Frühjahr geliefert werden soll, knapp 46 Euro pro Megawattstunde. Vor einem Jahr lag der Preis noch unter 40 Euro.

Doch wer verkauft den Strom? Unter anderem auch die Eon und RWE-Töchter, die die Kraftwerke betreiben. Wo die linke Hand also künftig mehr ausgeben muss, nimmt die rechte Hand mehr ein.

Bezahlt wird das Spiel am Ende vom Verbraucher. Deshalb ist es gut, dass in Deutschland eine bundesweit zuständige Netzagentur für den Energiesektor ihre Arbeit aufgenommen und die früher oft zahnlosen Kontrollstellen der Länder aus dem Schlaf gerissen hat. Beide haben noch viel zu tun, bis sie dem britischen Telekomregulierer in den Ruhestand folgen können. STEPHAN KOSCH