Homelands

betr.: „Kultur der Niederlage“, taz vom 7. 8. 06

Die Eskalation ging auch diesmal von Israel aus, als es einen Grenzzwischenfall als Anlass zu einem massiven Präventivschlag nahm, um den Störfaktor (nicht die „existenzielle Bedrohung“!) Hisbollah entscheidend zu treffen. Als Nächstes steht die „Lösung“ des Palästinenserproblems an: Israel will die für das Land wichtigsten Teile des Westjordanlandes dauerhaft annektieren und den Palästinensern nur drei Homelands (mit Gaza vier) überlassen, abgeschnitten voneinander und unter der Kontrolle Israels. Ostjerusalem (für die Gründung eines palästinensischen Staates unverzichtbar) wird durch Siedlungen eingekreist, ohne dass sich im Westen Widerstand regt. Damit wäre ein lebensfähiger Staat Palästina, der heuchlerisch als Ziel proklamiert wird, endgültig verhindert.

Um dieses Szenario zu verwirklichen, wird auch der Libanon mit kalter Präzision seiner wirtschaftlichen Grundlagen vielleicht für Jahrzehnte beraubt.

Im Übrigen ist auch der Gaza-Streifen massiv zerstört worden. Die planmäßige Liquidierung eines Teiles der palästinensischen Elite sei ebenfalls vermerkt. In dieser Lage von einer Kultur der Niederlage bei den Arabern als Wurzel allen Übels zu schwadronieren, zeugt von einer geistigen Dumpfheit, mit der man den taz-Leser verschonen sollte. Die Vorstellung allerdings, dass man den Ländern des Nahen Ostens nur die eiserne Faust zeigen müsse, um sie zur Räson zu bringen, weist direkt auf den westlichen Imperialismus und Kolonialismus (und Rassismus) zurück: Die Israelis haben von der Mandatsmacht England viel gelernt.

PETER FREUDENTHAL, Hamburg

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