Verschobenes Stürmerproblem

Bochums Neuzugang Benjamin Auer konnte gegen seinen ehemaligen Club nicht überzeugen. Auch seine Kollegen blieben bei der 1:2-Niederlage in Mainz harmlos. Fazit: Aufsteiger VfL Bochum sucht dringend einen neuen Angreifer

MAINZ taz ■ Benjamin Auer hatte es nicht anders erwartet. Es sei zwar „etwas unglücklich“ gewesen, dass er gleich am ersten Spieltag an den Bruchweg zurückkehren müsse, er habe sich aber ordentlich aus Mainz verabschiedet und so viel mit den Fans zusammen erlebt, dass er sich sicher war, nicht ausgepfiffen zu werden. Und es kam noch besser: Bei der Vorstellung der VfL-Mannschaft skandierten die Mainzer Fans bei jedem Bochumer seinen Namen.

Vielleicht waren das zu viele Sympathiebekundungen für Benjamin Auer, den neuen zentralen Angreifer im Bochum-Dress. Auer spielte zu brav und war bei der 1:2-Niederlage des VfL Bochum gegen Mainz 05 über weite Strecken bei seinen alten Kollegen Nikolce Noveski und Manuel Friedrich abgemeldet. „Ich habe mir heute sicherlich mehr vorgenommen“, sagte der 25-Jährige nach dem Spiel, „ich hätte mich öfter zurück fallen lassen müssen, um mich mehr einbringen zu können.“

Die Analyse trifft es ganz gut. Auer und auch sein Sturmpartner Fabio Junior bekamen kaum verwertbare Bälle aus dem Mittelfeld oder über die Außen. Das war bei Mainz 05, denen in der Vorbereitung große Probleme im Sturm nachgesagt wurden, anders. Bundesliga-Frischling Tobias Damm, der letzte Saison seine Einsatz-Minuten noch an einer Hand abzählen konnte, weil er nicht an Michael Thurk, Mohammed Zidan und auch nicht an Benjamin Auer vorbeikam, stellte die oft unorganisierte Bochumer Defensive immer wieder vor Probleme.

Zunächst zwang der VfL die Mainzer zu hohen Bällen in die Spitze und erarbeitete sich ein optisches Übergewicht. Aber es sprang nur eine Chance nach einer Ecke heraus. Den Kopfball von Junior parierte 05-Keeper Wache. Nach der Mainzer Führung durch Tobias Damm wurden die Schwächen im Bochumer Spiel offensichtlich: die Schwierigkeiten, das Spiel zu machen und den Gegner unter Druck zu Fehlern zu zwingen. Die Bochumer Kombinationen, zumeist über die rechte Seite von Dabrowski und Schröder vorgetragen, endeten zwanzig Meter vor dem Mainzer Tor. „Wir müssen mehr Zug zum Tor entwickeln und die Angriffe mit mehr Überzeugung zu Ende spielen“, sagte der mit dem Spiel seiner Mannschaft nicht unzufriedene Trainer Marcel Koller. „Das ist 1.Liga. Wenn man hinten zu viele Fehler macht, wird das bestraft.“ So wie Benjamin Lense, der in der 70.Minute den umtriebigen Markus Feulner im Strafraum unbedrängt zu Fall brachte und seine Mannschaft damit entscheidend schwächte. Mimoun Azaouagh traf zum 2:0.

Das Fehlen des gesperrten „Zwetschge“ Misimovic, der die Fähigkeit besitzt, den letzten Pass zu spielen, machte sich bei fast jedem Angriff bemerkbar. Kapitän Thomas Zdebel war in der Rolle des Spielgestalters überfordert, einzig Trojan gelang es in der zweiten Halbzeit hin und wieder über, die linke Seite für Wirbel zu sorgen.

Und noch jemand, der vor allem in der starken Schlussphase, als der VfL nach dem Anschlusstreffer durch Zdebel dem Ausgleich nahe war, hätte helfen können, saß im Mainzer Bruchwegstadion mit einer Mandelentzündung auf der Tribüne. Goncalves Eduardo, kurz: Edu, wäre wohl gerne aufgelaufen – allerdings für Mainz 05.

Der Brasilianer unterschrieb unter der Woche einen Dreijahresvertrag in Mainz. Die Rheinhessen haben dadurch ihre Sturmprobleme vorerst gelöst, die der Bochumer sind um einiges größer geworden. Tommy Bechmann fällt bis Oktober aus, Joris van Hout ist keine wirkliche Alternative. „Wir haben vier Stürmer. Da ist es ganz wichtig, dass der Verein noch einen findet“, weiß auch Benjamin Auer. Zumal er den Weggang Edus bedauere. BASTIAN HENRICHS