Iran startet mit russischer Hilfe erstes Atomkraftwerk

IRAN Die Anlage in Buschehr soll ab November Atomstrom liefern. Sie ist nicht Teil der Sanktionen

„Der Iran will den Bau weiterer Atomanlagen nicht überstürzen“

ATOMCHEF ALI AKBAR SALEHI

MOSKAU/TEHERAN dpa | Der Iran hat inmitten des internationalen Dauerstreits über sein Atomprogramm mit russischer Hilfe ein erstes Kernkraftwerk in Betrieb genommen. In der Hafenstadt Buschehr am Persischen Golf brachten Nuklearexperten aus Moskau am Samstag die ersten der mehr als 160 Brennstäbe in den Reaktor. Die internationale Atomkontrollbehörde IAEA bestätigte den Vorgang und kündigte die Fortsetzung ihrer strengen Kontrollen an. Ebenfalls am Wochenende präsentierte der Iran eine mit Sprengstoff bestückbare Kampfdrohne für den angeblichen Langstreckeneinsatz.

Die Führung in Teheran feierte den Start der Anlage in Buschehr als wichtiges politisches Signal Richtung Westen. Dagegen forderte Israel mehr internationalen Druck auf den Iran. Der Chef des russischen Atomkonzerns Rosatom, Sergei Kirijenko, schloss bei der Zeremonie am Persischen Golf einen Missbrauch der Anlage zur Waffenproduktion aus. In Buschehr soll ab November Atomstrom produziert werden. Für weitere Unruhe in der Krisenregion sorgte der Test neuer Militärtechnik durch Teheran. Im Beisein von Präsident Mahmud Ahmadinedschad sei die erste vom Iran gebaute Langstreckenkampfdrohne mit einer Reichweite von bis zu 1.000 Kilometern präsentiert worden, meldete die Agentur Fars.

„Diese Drohne kann ein Botschafter des Todes für die Feinde der Menschheit sein. Zugleich kann sie aber auch ein Bote der Rettung, des Friedens und der Freundschaft sein“, sagte Ahmadinedschad am Feiertag der iranischen Rüstungsindustrie. Der vier Meter lange, unbemannte Flugkörper mit dem Namen „Karar“ könne mit einer „größeren Menge Sprengstoff“ sein Ziel ansteuern.

Im Meiler Buschehr sagte der iranische Atomchef Ali Akbar Salehi, die Eröffnung verdeutliche die Entschlossenheit von Teheran, sein „friedliches Atomprogramm“ trotz der Ablehnung durch den Westen fortzuführen. Jedoch wolle der Iran den Bau weiterer Atomanlagen „nicht überstürzen“. Buschehr ist nicht Bestandteil der Sanktionen, die der Weltsicherheitsrat im Juni gegen Teheran verschärft hatte. Die Anlage soll in einigen Monaten den ersten Strom liefern.

Israel forderte nach der Eröffnung einen stärkeren internationalen Druck auf Teheran.

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